Marrakesch
Nachdem wir Stefan verabschiedet hatten, ließen wir es noch ein wenig ruhig angehen. Karsten kümmerte sich um eine Busreise nach Marrakesch. Ich nutzte die Zeit für einen Besuch des Hamam-Bads.
Am WLAN-Hotspot der Marina traf ich so nach und nach einige weitere Segler, die auf ein günstiges Fenster für die Überfahrt auf die Kanaren warteten. Da wäre zunächst die freundliche und sympatische Familie von gegenüber: Julia und Stefan sind mit Ihrer Tochter auf der SY Røde Orm unterwegs. Zwei Schweden warten auf Ihrer „Marina“ (Wie es wohl klingen mag, wenn man mitten auf dem Atlantik „Marina Marina Marina“ funkt?!?!). Dann gab es noch Timon, Skipper der Paranya III, einem 65 Fuß langen Katamaran. Dank Timon lernte ich Nic kennen, der gern auf die Kanaren möchte. Wenn alles klappt, bin ich also trotz der notwendigen Umbuchungen von Stefan und Karsten auch auf dieser Strecke nicht allein. Timon führte mich auch auf der Paranya III herum. Auf den ersten Blick fühlt es sich an wie ein schwimmendes Haus mit großen Motoren, mit dem man auch segeln kann. Geräumig, bequem und gemütlich, allerdings bestimmt auch sehr arbeitsintensiv und weit außerhalb meiner Möglichkeiten.
Am Morgen des 12. November machten wir uns zunächst auf zur Fernbusstation von Agadir. Die Ausstattung war überraschend. Ähnlich einem kleinen Flugterminal gab es mehrere Restaurants, die auch am frühen Morgen geöffnet hatten. Also nutzten wir die Gelegenheit für ein ausgiebiges Frühstück, bevor wir in den Überlandbus einstiegen.
Hier mussten wir noch 10min über die Startzeit hinaus auf zwei Engländerinnen warten. Eine davon tat mir echt leid. Geschlagene zwei Stunden quatschte die andere ohne Luft zu holen. Jedes Mal, wenn erstere etwas beitragen wollte, wurde sie mit einem „… anyway and …“ abgebügelt. Irgendwann war dann aber doch die Luft raus und wir konnten uns ohne den letzten britischen Kleinstadt-Tratsch die vorbeiziehende Wüste, Berge und Vororte von Marrakesch beobachten.
Gegen 11:00 Uhr kamen wir in Marrakesch an und liefen erst einmal vorbei an einigen noblen Hotels in Richtung des großen Gartens, den wir mit Google Maps ausgemacht hatten. Hinter ihm lag die Medina – also die Innenstadt von Marrakesch. Kurz vor dem großen Garten trafen wir auf die erste und einzige Solaranlage, die ich in Marokko gesehen habe. Leider war diese so sehr mit Sand verdreckt, dass sie wohl eher ein Symbol, denn eine Stätte der Stromproduktion darstellt. Sehr schade. So viel Sonne in diesem Land und trotzdem wird Öl verbrannt.
Der große Garten entpuppte sich leider als Baustelle. Auf der anderen Seite angekommen, trafen wir zunächst ein paar Katzen, die den Friedhof bewachten. Dann ging es durch ein kleines Tor und wir waren schlagartig im großen Treiben der Stadt.
Nachdem wir durch die ersten Gassen mit Geschäften eher für Einheimische geschlendert waren, besuchten wir den ersten Palast.
Mich interessieren die Steine und ihre einstigen Besitzer relativ wenig. Aber gut, wir zahlten den Standardpreis von 7 EUR pro Person und besichtigten die Ruine. Interessant fand ich die Art und Weise, wie dort Südfrüchte angebaut werden. Sie werden in einer Art Bassin angebaut. Dort sind sie von Wind und damit überdurchschnittlicher Austrocknung geschützt und gedeihen recht prächtig.
In den Nebengebäuden wurde dann auch ersichtlich, warum ich diesem Gemäuer wenig Sympathie entgegenbringen kann: Zur Aufrechterhaltung der Macht wurden Andersdenkende im angrenzenden Verließ weggesperrt und angekettet. Unwillkürlich drängt sich hier einem die Anfangsszene aus der Robin-Hood-Verfilmung mit Kevin Costner auf.
Nach einigen weiteren Gassen gab es schon den nächsten Palast. Dessen Besuch lies ich aus. Während Karsten darin seine Fotos schoss, genoss ich die Zeit in einem kleinen Café und beobachtete das geschäftige Treiben der Stadt. Verrückt: Selbst in den schmalen Gassen, in denen kaum mehr als 2 Menschen nebeneinander passen, kann einem auch mal eine Pferdekutsche entgegenkommen.
Aber das passiert nur selten. In der Regel sind es fürchterlich stinkende Mofas, die um einen herumschwirren. Zwar gibt es wohl Verbotszeiten für diese, ich konnte jedoch keine ausmachen. Gegen Mittag fanden wir dann das rechte Gespür für den richtigen Weg, besuchten ein kleines, freundliches Restaurant und schlenderten dann zu einem großen Platz mit Straßenhändlern, der für die Touristen wie geschaffen war. Eh ich mich versah, hatte ich eine Schlange auf der Schulter und wurde zur Zahlung von ein paar Diham für diesen ungewünschten Service genötigt.
Bald waren wir mit den Eindrücken abgefüllt. Also suchten wir uns ein Café mit Terrasse und beobachteten das Treiben aus einer erholsameren Perspektive.
Anschließend machten wir uns auf den Rückweg zum Busbahnhof. Dieser führte uns vorbei an einem Straßenhändler für Granatäpfel, der diese mit seinem Sohn verkaufte. Auf einmal beschleunigte der Obstkarren und viel scheppernd zur Seite. Der Junge hatte wohl gerade etwas nicht erlaubt bekommen und tat dies mit dem Zerstören des Obstarrangements kund. Teenagerprobleme gibt es halt überall. Sehen vielleicht anders aus, sind vielleicht anders gekleidet und sprechen eine andere Sprache, aber ansonsten sind wir uns viel ähnlicher als das viele Wahr haben wollen.
Gegen 22:00 Uhr waren wir dann wieder auf der Aurelia. Der Hals kratzte vom Smog und den Kopf war schwer von den vielen quirligen Eindrücken.
EIN KOMMENTAR
Moin, danke für die schöne Erinnerung, wir waren auch in Marrakesch und waren sehr beeindruckt:) liebe Grüße in die Karibik von der Röde Orm