Zurück in den kanarischen Heimathafen
Im zweiten Novembertörn 2023 segelte ich erneut mit kleiner Crew von Teneriffa zurück nach Las Palmas, wo die ARC inzwischen gestartet war und ich eine Marina mit viel Platz erwartet hatte. Doch wie so oft kam es anders.
Alte Bekannte vor Anker
Trotz der vermeintlich guten Lage in Las Galletas wollte der Schwell einfach nicht enden. So entschied ich mich, gleich nach dem ersten Novembertörn, in die nahegelegene Bucht Punta Negra umzusetzen. Sie war zwar in Windrichtung weit geöffnet, trotzdem lag man in ihr wesentlich ruhiger. Dort traf ich meine Nachbarn aus Portimao. Sie waren auf dem Weg in die Karibik und warteten hier auf das richtige Wetterfenster. Auch wenn man in den Marinas hunderte Segelboote sieht, die aktive Seglerwelt ist doch recht kein.
Am 19. November traf Kathrin, mein nächstes Crew-Mitglied ein. Für sie war es der erste Törn auf einer Segelyacht. Gern hätte ich ihr einen leichteren Start am Steg einer Marina ermöglicht. Diese waren jedoch alle überfüllt. So ging es für sie gleich als erstes mit dem Dinghy auf die schaukelnden Aurelia. Ich war beeindruckt, wie wenig ihr das ausmachte.
Nach einer umfangreichen Einweisung in Schiff, Sicherheit und Segelmanöver und einem weiteren Tag zum Einkaufen an Land ging es am 21. November 2023 zurück nach Gran Canaria. Damit unser erstes Ankermanöver nicht im Dunkeln stattfinden musste, lichteten wir ihn bereits morgens um 4:45 Uhr und nahmen Abschied von Teneriffa. Als die Sonne am Horizont erschien, waren wir bereits einige Seemeilen vorangekommen und konnten Gran Canaria ins Visier nehmen. Wie für Kathrin bestellt, tauchten auch gleich am ersten Tag Delfine auf, die uns ein Weilchen begleiteten.
Kurz vor der Dämmerung fiel nach 50 Seemeilen unser Anker in der Bucht von Puerto de Mogan. Hier kündigte sich schon das zweite Wiedersehen eines Segelfreundes an. Konrad, ein professioneller Skipper aus Polen, war auf dem Weg in die Karibik und wollte nur einen kleinen Zwischenstopp auf den Kanaren einlegen. Kennengelernt hatten wir uns an den legendären Tagen vor dem Panamakanal. Mehrmals haben wir uns seitdem knapp verpasst. Heute sollte es klappen. Puerto de Mogan war der einzige Hafen in seiner Nähe, der noch eine offene Tankstelle bot. So fanden wir die Zeit für ein kurzes Treffen, in dem wir uns an alte Zeiten erinnerten und neue Geschichten erzählten.
Puerto de Mogan
Am Folgetag gönnten wir uns mit Kathrin einen Landtag in Puerto de Mogan. Ich kannte das Venedig der Kanaren ja schon aus dem September-Törn. Heute hatten wir jedoch etwas mehr Zeit, den Ort zu genießen.
Das Kreuz mit dem Kreuzen
Die nächsten zwei Tage waren anstrengend. Gegen Wind und Welle kreuzten wir zurück nach Nordwesten. Zunächst war auch noch die Strömung gegen uns, sodass wir uns für die nächste Nacht noch einmal Pasito Blanco als Ankerbucht aussuchten. Am zweiten Tag schafften wir es gerade noch vor der Dämmerung in die Bahia de Arinaga. Die Bucht war umsäumt von Windrädern. Daher wunderte es uns auch nicht, dass uns die ganze Nacht ein strammer Wind um die Ohren wehte. Wir legten viel Kette aus, damit die Aurelia des Nachts nicht ungewollt den Ankerplatz verließ.
Wieder keine Marina
Erst am dritten Tag machten das Kreuzen wieder Spaß. Mit nur sechs Schlägen schafften wir es hart am Wind bis Las Palmas. Dort erwartete uns allerdings eine unangenehme Überraschung. Die ARC hatte die Marina bereits seit einigen Tagen verlassen. Ich erwartete daher viel Platz in der Marina. Statt dessen mussten wir uns in der immer noch überfüllten Bucht nördlich der Marina einen Ankerplatz suchen. Schnell fuhr ich mit dem Dinghy an Land und meldete uns für einen Liegeplatz an. Dort erwartete mich der zweite Schreck: Wir waren die Nummer 42 auf der langen Warteliste.
Gran Canaria
Die verbleibende Tage nutzen wir für einige Ausflüge auf der Insel. Zunächst ging es nach Las Canteras, dem bekannten Stadtstrand von Las Palmas. Dort wurde gerade zur Vorbereitung der Adventszeit die Weihnachtsgeschichte in den Sand modelliert. Faszinierend! Später mieteten wir uns ein Auto und erkundeten die Insel. Beim Besuch von Firgas konnten wir die gefliesten Bilder aller kanarischen Inseln bewundern. In der Altstadt von Las Palmas hatten wir von der Kathedrale eine großartige Übersicht über die Stadt und den Hafen. Auf dem Pico de Bandama konnten wir einen Blick in die Kaldera des Vulkans werfen. Dort unten steht tatsächlich ein einzelnes Haus. Vielleicht wandere ich eines Tages einmal hinein.
Hafenkino
Auch auf dem Schiff gab es einiges zu erleben. Zunächst einmal war der abendliche Blick auf die Stadt schöner als erwartet. Außerdem standen wir in der ersten Reihe, wenn es um das Anlegen und Manövrieren von Kreuzfahrt- und Containerschiffen ging. Hin und wieder wendeten sie direkt vor uns mit nur wenigen Bootslängen Abstand.
2x in die Verlängerung
Am 28. November hieß es dann Abschied nehmen. Kathrins erster Segeltörn ging zu Ende. Mit der vermeintlich letzten gemeinsamen Dinghy-Fahrt brachte ich sie an Land. Aber schon wenige Stunden später stellte sich heraus, dass sich ihr Flug um einen ganzen Tag verschob. So ging es noch einmal aufs Schiff. Erst am nächsten Tag konnte sie ihre Heimreise antreten.
Meinen Heimflug musste ich gleich um eine ganze Woche verschieben. Dann endlich war ich auf der Warteliste soweit nach oben gerückt, dass für die Aurelia ein Platz in der Marina frei wurde. Zu meinem Glück ganz in der Nähe meiner Freunde von der Maxim und der GLEC, mit denen ich so noch den einen oder anderen „Jarra de cerveza“ genießen konnte.
Der obligatorische Check der Aurelia offenbarte neben den sich langsam auflösenden Schaltern der elektrischen Winsch noch eine weitere unangenehme Überraschung: Die letzten Tage des Lazy-Bags der Aurelia sind angebrochen. Die Stellen, an denen der Stoff und die Nähte ihren Halt verlieren, werden immer mehr und größer. Es wird Zeit für einen Tausch, den ich beim nahegelegenen Segelmacher Alisios in Auftrag gab. Schließlich ging es auch für mich zurück in die Heimat, wo ich von einem nasskalten Schneeregen begrüßt wurde.