Mit dem Zug auf die Kanaren
Wie kommt man auf die Idee, mit dem Zug auf die Kanaren zu reisen? Geht das überhaupt? Wie gut funktioniert das mit dem schweren Gepäck? Ist der CO2-Verbrauch wirklich so viel geringer? Das sind nur einige der Fragen, die ich zu meiner Reise gestellt bekommen habe. Hier nun folgen die Antworten:
Warum?
Wie im letzten Blog-Beitrag zum Januar-Törn erwähnt, hatten sich meine beiden Lithium-Eisenphosphat-Akkus bereits nach nur 5 Jahren Betrieb aufgebläht und mussten entsorgt werden. Seither war ich auf der Suche nach Ersatz. Zwar gibt es auch auf den Kanaren einen Akku-Lieferanten für LiFePO4, jedoch hatte er die von mir gesuchten Akkus nicht verfügbar. Die verfügbaren Alternativen hätten kleine Umbaumaßnahmen erfordert und waren überproportional teuer.
In der Heimat waren sie verfügbar und günstig. Jedoch darf man sie nicht per Flugzeug transportieren. Das mögen weder die Fluggesellschaften noch der Akku selbst. Für einen Versand per DHL, UPS oder ähnlichem wäre er zu schwer, per Spedition der Transport viel zu teuer.
Bleibt nur noch der eigene Transport. Mit dem eigenen Auto hieße, für die Hin- und Rückreise ca. 6000 km am Steuer zu sitzen. Keine schöne Vorstellung. Somit blieben nur die öffentlichen Verkehrsmittel.
Geht das überhaupt?
JEIN. Natürlich kann man nicht mit dem Zug über das Meer fahren. Dafür gibt es Fähren. Diese legen von Cadiz und Huelva an der südspanischen Atlantikküste ab. Dorthin kann man per Zug oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln reisen. Eine erste Recherche via Google und bahn.de ergaben reichlich Umsteigestationen. Erst mein Anruf bei der Auskunft der Deutschen Bahn (Telefon: 030 2970) brachte eine zufriedenstellende Antwort. Nach überraschend kurzer Wartezeit half mir ein überaus freundlicher und engagierter Mitarbeiter bei der Suche. Es stellte sich heraus, dass ich von Dresden aus gerechnet bis zur Fähre in Huelva nur 3x umsteigen muss, und zwar in Frankfurt, Avignon und Madrid.
Für die Zug-Tickets kommen zwei Optionen in Frage: Man sich entscheiden, ob man nur für den Zug bucht oder ein Interrail-Ticket in Anspruch nehmen möchte. Letztere finde ich für Besuche in Europa richtig gut. So kann man beispielsweise für 239 EUR an 5 Tagen eines Monats jeden beliebigen Zug Europas nutzen. Schnellzüge sind darin eingeschlossen. Lediglich bei einer Sitzplatzbindung muss man diese vorab buchen und zusätzlich zahlen. Für einen Europa-Urlaub ist das unschlagbar günstig. Ich entschied mich für die erste Variante, da ich mit dem 40 kg schweren Akku möglichst schnell ans Ziel kommen wollte. Mit der schnellsten Verbindung ist man in nur 38 Stunden an Spaniens Südatlantikküste.
08:10 – 12:36 von Dresden HBF nach Frankfurt am Main HBF
13:56 – 21:12 nach Avignon TGV plus Übernachtung im nahe gelegenen Hotel
08:45 – 15:45 nach Madrid Atocha
18:05 – 22:02 nach Huelva
Die Fahrt mit der Fähre muss man in jedem Fall selber buchen. Die Linien Armas und Fred Olsen kommen hierfür in Frage. Erstere ab Cadiz, letztere ab dem nahe gelegenen aber eher unbekannten Huelva. Die Preise schwanken zwischen 100 und 200 EUR ohne Fahrzeug und Kajüte. Die Fahrtzeit beträgt zwischen 32 und 38 Stunden. In meinem Fall waren 116 EUR fällig und 32 Stunden Fahrtzeit angesetzt.
23:59 – 07:30 Huelva nach Las Palmas
Im optimalen Fall schafft man es also von Dresden nach Las Palmas in knapp 72 Stunden. In meinem Fall wurden gewollte 102 Stunden daraus, dazu aber später mehr.
Wie funktioniert das mit dem schweren Gepäck?
Im Gegensatz zum Fliegen ist beim Reisen mit der Bahn das Gewicht des Gepäcks nicht limitiert. Es gibt lediglich die Auflage, dass man es aus eigener Kraft bewegen kann und andere Reisende damit nicht behindert. Das dürfte also gerade noch passen. Allerdings ist der Akku mit Verpackung etwas sperrig. Daher kam mein uralter Hartschalenkoffer zum Einsatz. Er hat genau die richtigen Abmessungen, um den Akku zusammen mit etwas Polsterung gegen die Transportstöße aufzunehmen. Leider kann man bei dem Gewicht nicht davon ausgehen, dass die Kofferrollen die Belastung überleben. Daher musste noch eine klappbare Sackkarre her, die ich bei Obi für 32 EUR erstand.
An ihr konnte ich den Koffer mit 2 Bändern festzurren und die nun ca. 45 kg wiegende Gesamtkonstruktion hinter mir herziehen. Tatsächlich waren sämtliche Wege und Bahnsteige auf meiner Strecke barrierefrei per Schräge oder Aufzug erreichbar. Schwieriger gestaltete sich der Einstieg in den Zug. Auch nach 200 Jahren Zugverkehr hat man es noch nicht geschafft, Bahnsteig und Türen aufeinander abzustimmen. Mal ist die Lücke groß, mal klein, mal muss man den Koffer anheben, mal nach unten absetzen. Das waren die schwierigsten Momente der Reise und etwas riskant für meine Lendenwirbel. Dank der fest verzurrten Sackkarre konnte ich den Koffer dennoch mehr oder weniger gut in den Zug ziehen oder am Henkel herausschwingen.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich im Zug. Obwohl der Koffer hochkant befestigt war, passte er mit der Sackkarre nicht durch den schmalen Gang. Hierfür musste er abgeschnallt und auf seinen eigenen Rollen gezogen werden. Das war aber nur selten notwendig. Meist befand sich die Ablage für großes Gepäck gleich neben dem Eingang.
Eine Schrecksekunde gab es allerdings, als ich nach allen Buchungen die Transportbedingungen der Fähre las. Sowohl Fred Olsen als auch Armas lassen lediglich 20 kg Gepäck zu. Mit einer Ausnahme: Fähren vom Festland auf die Kanaren. Was für ein Glück.
Wieviel CO2 hast Du gegenüber dem Flug gespart?
Bevor hier gleich der nächste Schwarz-Weiß-Denker austickt: Ich habe nicht die Daten, um es ganz genau zu berechnen. Es gibt aber statistisch erfasste Daten, aus denen man den Verbrauch meiner Reise grob ableiten kann. Nach längerer Recherche erscheinen mir folgende Daten am plausibelsten: Die Zugfahrt verursacht 96 kg CO2 auf den 3000 km. Für die Fähre sollten 144 kg für 1200 km veranschlagt werden. Dem stehen 550 kg für die Flugreise mit dem von Ryanair üblicherweise auf der Strecke eingesetzten Muster 737 Max 8. Nimmt man die zusätzlichen Faktoren der langen Reise (Taxis etc.) mit hinzu, kann man den CO2-Abruck in etwa halbieren. Ich persönlich hatte einen stärkeren Effekt erwartet.
Wie lief die Reise?
Nach den vielen nüchternen Fakten nun meine Eindrücke von dieser Reise. Bevor es richtig losging, musste ich erst mal von meinem Dorf im tiefsten Osten nach Dresden gelangen. Hierfür bot sich das allwöchentliche Schwimm-Event an, bei dem ich mich mit Freunden aus Radeberg treffe. Dazu ließ ich mich von meinem Vater nach Kamenz chauffieren. Von dort aus ging es nach dem Schwimmen nach Radeberg, wo ich eine vom Uzo verkürzte Nacht bei meinen Freunden verbrachte. Sie luden mich am nächsten Morgen gegen 5:00 Uhr an der Radeberger S-Bahn ab. Mit ihr ging es zum Dresdner Hauptbahnhof, wo noch genügend Zeit blieb, ein Frühstück zu organisieren.
Im Gegensatz zur heutigen Verbindung dauerte die Fahrt nach Frankfurt im April noch eine Stunde länger. Vermutlich gab es auf der Strecke eine Baustelle. Dadurch verblieben nur 20 min Umsteigezeit. Das war mir zu knapp. Daher nahm ich den 6:00-Uhr-Zug. Dieser war bereits um 10:00 Uhr in Darmstadt. „Ziel verfehlt.“ schoss es mir durch den Kopf, als ich realisierte, dass wir etwa 30 km zu weit südlich ankamen. Das lag wohl an dieser Baustelle. Nach weiteren 70 Minuten waren wir mit leichter Verspätung in Frankfurt.
Frankfurt
Gut, dass ich eine größere Umsteigezeit eingeplant hatte. So war die Verspätung irrelevant und ich hatte noch Zeit für ein kleines Mittagessen. Anschließend machte ich mich auf die Suche nach dem TGV. Prompt wurde ich gleich mehrfach an meine Königsteiner Zeit erinnert. Der Zug fuhr vom gleichen Gleis ab, von dem ich früher zu meinem damaligen Wohnort Königstein im Taunus fuhr. Auch der Zielbahnhof erinnerte mich an diese Zeit. Als Mitarbeiter von Accenture war ich häufiger in St. Charles. Allerdings nicht in Marseille, sondern in Chicago.
Das Erscheinungsbild des TGV war enttäuschend. Dem ICE ähnelt er nur auf den ersten Blick. Er verfügt einen separaten Triebwagen und über Waggons mit 2 Etagen, die entsprechend enger ausgestaltet waren. Gut, dass ich meinen Koffer direkt neben dem Eingang verstauen konnte.
Die Fahrt selbst begann recht bescheiden. Mit niedriger Geschwindigkeit rollte der Zug durch Deutschland. Auch in Frankreich ging es zunächst sehr gemächlich voran. Erst südlich von Mulhouse Ville beschleunigten wir auf TGV-Geschwindigkeit. Bei 320 km/h sauste die Landschaft an uns vorbei. Die Schienen müssen extrem gut ausgerichtet sein. Von dem erwartbaren seitlichen Hin und Her war nichts zu spüren.
Im Abteil war es anfangs recht still. Jeder war in sein elektronisches Ablenkungsmittel vertieft. Notebooks, Tablets und Smartphones waren mit dem TGV-eigenen WLAN verbunden und spulten irgendwelche Medien ab. Erst gegen Abend kam ich mit meinem Gegenüber ins Gespräch. Der ehemalige Fotograf nutzte seinen (Un-)ruhestand, um Europa mit dem Zug zu erkunden. Schnell fanden wir Themen, in denen wir uns gegenseitig neue Aspekte aufzeigen konnten. Ich liebe diese Art von Gesprächen. In meiner Heimat sind sie nahezu unmöglich geworden. Es gibt nur noch Betonköpfe, die den Argumenten des Gegenübers verschlossen sind. Besonders schlimm finde ich die Tatsache, dass dies immer ansteckender wird, je extremer die Positionen werden. Gruselig!
Wir waren so vertieft in unser Gespräch, dass ich beinahe meinen Absprung am TGV-Bahnhof von Avignon verpasst hätte.
Avignon
Der TGV-Bahnhof liegt außerhalb der Stadt und wurde auf ein Moor gesetzt. Die Gegend wirkt noch recht steril. Das etwa 1 km entfernte Hotel ließ trotz des etwas holprigen Weges mit der Sackkarre recht zügig erreichen. Für Essen und Trinken war es in dieser Gegend um 21:00 Uhr zu spät. Alles war geschlossen. Selbst im Hotel war keine Rezeption mehr anwesend. Ich musste das Code-Schloss nutzen. So hatte ich genug Zeit zum Ausschlafen. Immerhin hatte ich an nur einem Tag 1400 km zurückgelegt. Mit dem Auto wäre das kaum zu schaffen gewesen.
Am nächsten Morgen gab es dann erneut ein Bahnhofs-Frühstück. Zu mir gesellte sich ein Deutscher, der seit langem in Frankreich lebt und etwas abenteuerlich gekleidet war. Das machte mir aber nichts aus. Nach anfänglichem Smalltalk fing er jedoch an, recht komische Verschwörungserzählungen von sich zu geben. Anfangs hörte ich noch zu und versuchte, Argumente auszutauschen. In diesem Fall war aber schon Hopfen und Malz verloren. Also begab ich mich zum Bahnsteig und genoss den frischen Wind vom nicht allzu weit entfernten Mittelmeer. Pünktlich auf die Minute traf der spanische Zug ein und nahm mich mit nach Madrid.
Madrid
Die Fahrt nach Madrid begann sehr bequem. Auf dem Ticket war nicht ganz eindeutig zu erkennen, ob mein Sitzplatz in Waggon 1 oder 5 war. Das Bahnhofpersonal tippte auf 1. Also stieg ich dort ein und fand mich in der ersten Klasse wieder. Da der Ticketpreis für die Teilstrecke am teuersten war, erschien es mir plausibel. Das Glück hielt leider nur bis zur Ticketkontrolle. Es war doch der 5. Waggon. Also musste ich meine 45 kg-Gepäckkonstruktion durch 4 schmale Gänge bugsieren. Leicht frustriert nahm ich im deutlich volleren und engeren Wagen Platz und tauchte in die vom spanischen Temperament geprägte Atmosphäre ein.
Die Trasse führte uns am östlichen Rand der Pyrenäen vorbei. Am Horizont konnte man die schneebedeckten Berge erkennen. Sie verursachten in mir einen kurzen Anflug von Wanderlust. „Erst mal ans Meer ins Warme!“ gewann aber schnell wieder die Oberhand. Der Rest der Fahrt verging bei 270 km/h recht schnell, wobei das Schienennetz hier nicht so geradlinig ist. Der Waggon, im spanischen übrigens wie das Auto „choche“ genannt, wackelte recht stark nach links und rechts.
In Madrid nutzte ich die Chance der frühen Ankunft und verfrachtete meinen Koffer zunächst in das angemietete Zimmer einer vermeintlich leerstehenden Wohnung in der Nähe des Bahnhofs Atocha. Auf den Gehwegen gab es überall diese Antirutsch-Noppen-Fliesen. Als ob es in Madrid vereiste Gehwege geben würde. Vorsichtig navigierte ich die Räder der Sackkarre an ihnen vorbei, nahm mein Zimmer in Beschlag und gönnte mir erst mal eine Dusche. Anschließend blieb noch ausreichend Zeit für den Besuch des nahe gelegenen Parks.
Kristallpalast
Monument to Alfonso XII
Am nächsten Morgen stellte ich fest, dass die Wohnung doch bewohnt war. Ich wollte mich gerade auf den Weg zum Bahnhof begeben, da kam eine hübsche junge Frau im Bademantel und Handtuch-Turban aus dem Bad. Es war die Vermieterin. Gern hätte ich mich noch ein wenig mit ihr unterhalten, aber ich musste los.
Im Bahnhof angekommen, musste ich feststellen, dass gegen ihn selbst die großen deutschen Bahnhöfe ziemlich bescheiden daherkommen. Die große Wartehalle war gefüllt mit Palmen, es gab mehrere Ebenen mit Bahnsteigen, zu meinem Leidwesen allesamt mit Gepäckkontrollen. Für einen Moment dachte ich: „Die Reise endet hier. Nie lässt man mich mit dem Akku durch die Kontrolle.“ Aber ich wurde eines Besseren belehrt und rutschte einfach durch. Dabei muss es ziemlich verdächtig ausgesehen haben, als ich mich abmühte, das schwere Gepäckstück auf das Förderband zu heben.
Huelva
Auch der letzte Zug brachte mich pünktlich ans Ziel. Bereits 14:00 Uhr erreichte ich den Bahnhof in Huelva. Da es von dort aus keine Busverbindung zum Hafen gab, machte ich mich samt Gepäck auf den Weg zum zentralen Busbahnhof. Dieser führte mich vorbei an einer Fußgängerzone, an dessen Ende ich auf den in Spanien allgegenwärtigen Christoph Columbus stieß. Zumindest hier in Huelva wies er den richtigen Weg.
Am Busbahnhof angekommen, musste ich feststellen, dass es auch hier keine Busverbindung zum Fährterminal gibt. Mit dem schweren Gepäck hatte ich keine Lust, die Stadt noch länger zu erkunden. Daher ließ ich mich mit dem Taxi zum 16 km entfernten Ziel bringen. Selbst er hatte Probleme, den richtigen Weg zu finden. Leise Zweifel stiegen in mir auf.
Auf dem Weg zum Terminal fuhren wir an einer Raffinerie vorbei. Dort stank es schrecklich nach unreinem Gas. Das brachte in mir sofort gruselige Erinnerungen an das Gaskombinat Schwarze Pumpe hervor, in dem ich einige längst verdrängte Monate meiner Jugend gearbeitet habe. Gleich nebenan, und das auch noch auf der westlichen Seite, gibt es die berühmten Beerenfelder von Huelva. Mich würde wirklich interessieren, wie viel von den giftigen Gasen und Abwässern dort landet. Ich hoffe keine, aber glauben kann ich es nicht.
Als wir das Terminal erreichten, legte sich zunächst mein kleiner Zweifel. Vor mir lag eine hypermoderne Empfangshalle. Allerdings war ich der erste Gast. Selbst nach Stunden des Wartens kam kein weiterer hinzu. Lediglich am Eingang traf ich einen Urlauber, der mit seinem Wohnmobil auf die gleiche Fähre wollte.
Als ich gegen 23:00 Uhr immer noch der einzige Gast war, machte ich mir langsam Sorgen und suchte nach einem Mitarbeiter. Er versicherte mir, dass ich hier richtig bin und das Boarding bald beginnt. Kurz danach wurde ich von einer Angestellten zur polizeilichen Kontrolle meines Handgepäcks gebracht. Für den Koffer interessierten sie sich nicht. Meinen Rucksack allerdings musste ich entleeren. Als das erledigt war, brachte sie mich auf die Fähre. Dort waren bereits weitere Gäste anwesend. Offensichtlich habe ich ein gerade fertig gestelltes aber noch weitgehend unbekanntes Terminal genutzt.
Froh, endlich auf der Fähre zu sein, suchte ich mir einen bequemen Sitzplatz, den ich in Kombination mit meiner Sackkarre zu einem Liegeplatz erweitern konnte. Pünktlich um Mitternacht legte die Fähre ab und machte sich auf den Weg nach Las Palmas. Toll fand ich, dass die die Fähre bereits mit Gas fährt. Aus dem Schornstein kommt kein Ruß, nahezu keine Stickoxide, nur Wasserdampf und CO2.
Die See war ruhig, kein Schwanken zu spüren. Nur wenn ich über das Deck lief, spürte ich am torkligen Gang, dass hier doch etwas in Bewegung war. Für eine aufsteigende Seekrankheit war sie jedoch zu schwach. Allerdings war es fürchterlich kalt auf dem Schiff. Besonders nachts war es trotz mehrerer Schichten Kleidung ohne Decke viel zu kühl.
Gegen Ende der zweitägigen Überfahrt kam ich mit einer Spanierin ins Gespräch. Sie war gerade dabei, mit Sack und Pack nach Gran Canaria zu ziehen. Sie hatte dort einen neuen Job in der Hotelbranche. Leider versäumten wir es, die Adressen auszutauschen. Schade, wir wären ein gutes Team gewesen, um die Insel zu erkunden und mir etwas Spanisch beizubringen.
Las Palmas
Am Morgen des 28. April 2024 erreichte die Fähre mit leichter Verspätung den Fährhafen von Las Palmas. Leider legte die Fähre nicht dort an, wo ich es erwartete. Dadurch verlängerte sich der geplante Fußweg von 2 auf 6 km. Zu weit für das schwere Gepäck. Also nahm ich mir erneut ein Taxi. In der Marina wurde ich überaus herzlich von meinen Segelfreunden empfangen. Sie warteten bereits seit Stunden an Deck der GLEC mit frischen Brötchen und selbstgemachten Fleischsalat auf mich. Nach einem ausgedehnten Frühstück halfen sie mir, den Akku einzubauen. Er passte perfekt in den vorgesehenen Platz und funktionierte ohne weitere Konfiguration perfekt. Jetzt kann ich wieder mit fast 5 kWh Kapazität die Kraft der Sonne einfangen und des Nachts für den Autopilot, zum Kochen, Süßwasser aufbereiten u. v. m. nutzen. Landstrom ade!