Aufbruchstimmung
Langsam geht die Zeit auf Curacao zu Ende. Wenn das Wetter mitspielt, lege ich in einer Woche Richtung Westen ab. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie es unter den Pandemiebedingungen weitergeht.
Corona-Folgen
Der eine oder andere mag denken, ich konnte vor dem Corona-Chaos flüchten. Meine Posts in den sozialen Medien haben den Eindruck sicherlich gefördert. Die Realität sieht anders aus.
Natürlich bin ich froh, den richtigen Zeitpunkt für meine Abreise erwischt zu haben. Das war kein Zufall. Ich habe die Zahlen seit März recht genau verfolgt. So ein Anstieg, wie wir ihn im Herbst gesehen haben, war mehr als wahrscheinlich.
Regeln
Ohne jetzt näher auf mein Entsetzen und den Frust über die Corona-Leugner und -Verdränger einzugehen, muss zumindest eines klar gemacht werden: Covid19 ist keine auf Deutschland begrenzte Epidemie. Die Pandemie gibt es auf der ganzen Welt. Auch hier gibt es starke Einschränkungen. Die Menschen dürfen von 21:00 Uhr bis morgens nicht auf die Straße und sich nur maximal zu viert treffen. Restaurants haben hohe Auflagen. Auch hier gibt es Maskenträger und -Verweigerer. Letztere sind glücklicherweise selten. Auch hier ist besonders am Strand zu spüren, dass gerade die Jugendlichen von den Regeln schwer einzubremsen sind.
Lange Zeit konnte Izzy Gerstenbluth, der hiesige Virologe, die Sache gut unter Kontrolle halten. Auch nach Beginn der Grenzöffnungen schien sich die Ausbreitung des Virus in Grenzen zu halten. Aber die Eigenschaften exponentiellen Wachstums sind unerbittlich, solange der Virus ein Schlupfloch findet.
Noch gravierender sind die Auswirkungen auf den grenzüberschreitenden Verkehr. Bis Covid19 galten für Deutsche in nahezu allen Ländern die gleichen visafreien Einreisebedingungen. Der Papierkram bei der Einreise war zwar nervig, aber erträglich. Jetzt hat jedes Land fast jeden Monat andere Regeln. Die Einreise muss in vielen Ländern vorher angemeldet werden, in manchen nicht. Mal findet man einen Ansprechpartner, mal nicht. Es ist auch fast egal, denn den Stand der Regeln bei Ankunft kennt er auch nicht. In einigen Ländern gibt es eine Quarantäne, in anderen kommt man ohne PCR-Test gar nicht herein. Manchmal wird die Zeit der Seereise anerkannt, manchmal nicht. Für Alleinsegler liegt sie bei 14 Tagen. In einigen Regionen bei 28 Tagen, wenn man eine Crew an Bord hat. Kurz: Die Regeln sind selbst mit großem Aufwand schwer überschaubar und werden immer „interpretierbarer“. Dadurch wird es leider auch wichtiger, die Coast Guard sowie die Customs- und Immigration-Officers bei guter Laune anzutreffen und zu halten.
Mitsegler
Wie soll ich jetzt Mitsegler finden? Ich bin ja selbst dafür, in der Pandemie so vorsichtig wie möglich zu sein. In der Situation will ich Freunde und Bekannte nicht dazu animieren, sich auf eine Interkontientalreise zu begeben. Auch wenn ich sie gern bei mir hätte und aus eigener Erfahrung heraus weiß, dass man die Ansteckungsgefahr durch eigene Vorsichtsmaßnahmen sehr gut reduzieren kann, ist sie nicht ganz auszuschließen.
Bleiben noch die Weltenbummler/innen, die ebenfalls gern mal ein Stückchen mitsegeln. Eine von ihnen habe ich auf den Kanaren kennengelernt. Sie ist derzeit in Kolumbien. Dessen Seegrenzen sind jedoch geschlossen. Theoretisch öffnen sie zum 1. Dezember. Doch bisher wurde die Schließung Monat für Monat verlängert. So ist es unwahrscheinlich, dass ich sie abholen kann.
Die Mitnahme unbekannter Tramper birgt wiederum neben dem ohnehin schon vorhandenem Risiko, dass es menschlich oder fachlich nicht passt, nun auch noch ein nicht kalkulierbares Ansteckungsrisiko. Mit Lasse und Nick hatte ich bisher großes Glück und ich denke auch, dass es häufig gut passt. Aber es gibt halt auch die anderen Fälle und die nächsten 10.000+ Seemeilen können sehr lang werden.
Also alleine Segeln? Das geht durchaus. In Foren heißt es „single handed“. im AIS sind Yachten mit nur einem Segler häufig unter „solo sailor“ finden. So lange es keine Havarien auf See gibt, kann es durchaus angenehm sein. Aber es gibt Situationen, da wäre eine zweite/dritte Hand recht hilfreich oder gar notwendig. Vieles, was mit einer Crew zu den Lappalien gehört, kann allein zu einem kritischen Zwischenfall werden. Außerdem kann man die Eindrücke, die man unterwegs gewinnt, mit niemandem teilen. Letzteres wiegt am schwersten für mich. Aber wenn es nicht anders geht, ist es halt so.
Kosten
Vom Kauf der Yacht bis zum Ende der ersten Etappe bin ich exakt im geplanten Budgetfenster geblieben. Mit der Corona-Krise ist das nun vorbei. Ein zweiter Heimflug, zusätzliche Liegekosten, fehlende Mitreisende und erhöhte Wartungskosten auf Grund der längeren Reise werden das Budget ebenso sprengen wie die zahlreichen Zusatzkosten durch PCR-Tests, Quarantänen und eingeschränkte Möglichkeiten der Proviantierung etc.
Lichter am Ende des Horizonts
Mit etwas Glück gibt es in wenigen Wochen mehrere funktionierende Impfstoffe gegen den Virus. Dann kann sich die Welt wieder normalisieren.
Viele Länder haben die Grenzen bereits geöffnet. Andere bereiten es vor. Dazu zählen wichtige Länder für meine Route durch den Pazifik. Leider sind auch noch wichtige Stationen wie die Cook Islands, Kiribati und Vanatu geschlossen.
Zurück oder weiter?
Lange Zeit kannte ich die Antwort nicht. Aber die Frage gehört zu denen, die gegen Ende leichter zu beantworten sind. Ich hatte vor, die Welt zu umsegeln. Das ist nun wieder möglich, also weshalb sollte ich es nicht tun? Es steckt bereits so viel Zeit und Herzblut in dem Abenteuer. Ich würde mich bis ans Ende meiner Tage ärgern, wenn ich es nicht in Angriff nähme.
Der Plan
Curacao
Am 26. November segle ich noch einmal nach Klein Curacao. Gemeinsam mit der sympathischen Crew der Pusteblume wollen wir dort ein/zwei schöne Tage verbringen. Ich kann noch einmal alles Wesentliche prüfen.
Am 29. November geht es zurück zum Spanish Water. Hier lege ich gleich am Eingang zur Bucht an den Badestrand-Steg an. So kann ich am Sonntag einen letzten Burger in der freundlichen Boca19 genießen, spare mir das Motoren durch die Bucht und habe ein einfaches Anlegemanöver.
Am 30. wird ausklariert, frisches Obst und Gemüse gebunkert, der Mietwagen an die Pusteblume übergeben und sich von der Marina verabschiedet. Im Morgengrauen des 1. Dezember prüfe ich, ob die Grenzen von Kolumbien offen sind. Wenn ja, geht es nach Santa Marta, ansonsten direkt nach Panama.
Kolumbien (360 sm)
In Santa Marta würde ich gern ein Crew-Mitglied aufnehmen und meine Rettungsinsel warten lassen. Sicherlich bliebe auch noch etwas Zeit, die Stadt zu besichtigen. Nach spätestens einer Woche würde es dann weiter nach Panama gehen. Ich rechne jedoch nicht mit einer schnellen Grenzöffnung. Daher geht es vermutlich direkt nach …
Panama (360 sm)
Da die wunderschönen San Blas Islands nach wie vor gesperrt sind, segle ich direkt in die Shelter Bay. Dort lege ich vermutlich am 7.12. an.
Nach kurzer Erholung und Klärung der Formalitäten für die Passage des Kanals geht es vermutlich um den 14.12. in den Pazifik. Hier steht als erstes …
Costa Rica (360 sm)
… auf dem Programm. Zwar habe ich bisher nur eine Marina gefunden, die eine utopischen Liegegebühr von 120 Dollar pro Nacht verlangt, aber eine Einreise ist notwendig, um die Genehmigung für einen Besuch der Isla del Coco zu bekommen. Von dieser Insel träumte ich schon lange bevor ich mein Segelabenteuer in Angriff nahm.
Auf der rund 300 Seemeilen vor der Küste liegenden Insel möchte ich zwischen Weihnachten und Neujahr den 634 Meter hohen Cerro Iglesias erklimmen bevor es dann weitergeht nach …
Galapagos (400 sm)
Ob ich in Galapagos an Land darf, steht noch in den Sternen. Eine offizielle Anreise ist mit hohen Auflagen und Kosten versehen. Der Schiffrumpf muss vorab gereinigt und der Salon ausgegast werden, damit keine inselfremden Tiere eingeschleppt werden. Über einen Agenten sind zahlreiche Anträge einzureichen. Für alles und jeden gibt es eine Gebühr. Überschlägig lägen die Kosten bei etwa 2.000 EUR. Hinzu kämen die enormen Kosten für den Besuch des Reservats, den man sich dann natürlich nicht entgehen lassen würde. Das wird aber nicht passieren.
Alternativ darf man als Durchreisender für Proviantierung oder Reparaturen bis zu sieben Tage an einer Marina außerhalb des Reservats anlegen. Die Regeln hierfür sind ein wenig schwammig und eine Zusage nicht garantiert. Wenn es möglich ist, werde ich diese Pause nutzen. Ansonsten geht es direkt weiter zu den …
Marquesas (3000 sm)
Die Marquesas befinden sich außerhalb der Wirbelsturmzone. Allerdings sind sie rund 3.000 Seemeilen von Galapagos entfernt. Dies wird also die mit Abstand längste Strecke, die ich je gesegelt bin. Ohne die Stopps auf der Isla del Coco und Galapagos werden es sogar fast 4000 Seemeilen. Die Atlantiküberquerung war mit etwa 2.000 sm deutlich kürzer.
Auf den Marquesas angekommen, wird die Lage neu bewertet. Es gibt zwei Möglichkeiten der Weiterreise. Eine zügige Variante oberhalb der Wirbelsturmgrenze könnte mir helfen, mich wieder dem ursprünglichen Zeitplan zu nähern. Hier sind die Atolle und Inseln jedoch dünn gesät und derzeit noch überwiegend geschlossen. Die langsamere Variante geht auf der ursprünglich geplanten Route durch den Südpazifik. Sie beginnt frühestens Ende April.
EIN KOMMENTAR
Hallöchen hier sind Inge und Klaus
SY HEMBADOO
Hat alles geklappt bei dir / euch zwei und wo seid ihr und wie geht’s weiter. Ist Corona Test QUARANTÄNE alles und überall noch aktuell.
LG von uns aus Saint Martin französische Seite