Im Nordwesten von Curaçao
Draußen ziehen immer noch die Regenschleppen von Hurrikan Iota über uns hinweg. Ich bin froh, dass er noch ein einfaches Tiefdruckgebiet war, als er über uns hinweg zog. Der verregnete Tag ist eine gute Gelegenheit, euch von den Ausflügen in den Nordwesten der Insel zu berichten.
Landausflug
In der ersten Novemberwoche lieh ich mir für drei Tage ein Auto aus, um ein paar Besorgungen jenseits der Busrouten zu erledigen. Bei dieser Gelegenheit nutzten wir mit Thomas von der Lasavo die Chance für einen kleinen Landausflug.
Christoffel Park
Unser erstes Ziel war der Christoffel Park. Der Nationalpark rund um den 372 Meter hohen Saint Christoffel besitzt die größte Biodiversität der Insel. Wer jedoch vorher beispielsweise in Dominica war, sollte hiervon nicht zu beeindrucken sein.
Wir entschieden uns für die Tour auf den Berg. Die Ticketverkäuferin versprach mir, dass er in etwa 30 Minuten erklommen sei. Bis zum mehrere Kilometer entfernten Startpunkt fuhren wir mit dem Auto. Die sehr schmale, kurven- und kuppenreiche Einbahnstraße ließ Rally-Feeling aufkommen.
Nachdem wir die ersten Meter des Wanderweges hinter uns hatten, sah ich die in die erschöpften Gesichter der Rückkehrer. So langsam wurde mir klar, die 30 Minuten galten wohl eher für professionelle Kletterer und Hindernisläufer. Nach 75 Minuten strammen Wanderns, gelegentlich auf allen Vieren, erreichten wir den Gipfel.
Nach einigen Minuten der Erholung konnte ich den wunderschönen Ausblick über die Insel genießen.
Westpunt
An der nordwestlichen Spitze der Insel treffen sich die Wellen, die sich durch den Passatwind entlang beider Inselseiten bewegen. An der Korallenküste entstehen dadurch Überlagerungen, die eine unkalkulierbare Kreuzsee bilden. Ein Ankern wäre hier trotz der überwiegend leeseitigen Lage nicht möglich.
Beindruckend fand ich das Schauspiel, das die Brandung auf dem Riff erzeugt. Aus den wenige Millimeter großen Poren des Riffs dringen Luftblasen, wenn eine Welle sie aus den Kanälen drückt. Aus größeren Löchern zischen geysirartige Wasserfontänen. Das größte unter ihnen, das Watamula Hole haben wir auf Grund des geringen Seegangs übersehen und nur um wenige Meter verfehlt. Das ist zwar schade, es war aber trotzdem imposant:
Die Höhlen von Hato
Auf dem Rückweg statteten wir den Hato-Hölen einen Besuch ab. Sie befinden sich ganz in der Nähe des Flughafens und können nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. So erfuhr ich, dass Curacao als eine kleine Vulkaninsel entstand. Über Jahrmillionen hinweg hob und senkte sich der Wasserspiegel. So konnten Korallen die Insel Schritt für Schritt vergrößern. Gleichzeitig wurden dadurch wasserlösliche Gesteine ausgewaschen. So entstand die Hato-Höhle.
Santa Cruz Törn
Schon vor dem Törn nach Klein Curacao hatte ich mir die Ankergenehmigung für Santa Cruz geholt. Das genau zu diesem Zeitpunkt ein Tiefdruckgebiet durchzog, das später zum Hurrikan Iota wurde, konnte ich da noch nicht ahnen.
Segeln zur Bucht
Nach dem Ablegen mit obligatorischem Regenschauer nutzte ich die letzten Stunden des sich langsam abgeschwächten Passatwindes, um mit Genua und Code Zero gen Norden zu segeln. Bei 7 Knoten Wind ging es mit gemächlichen 3 bis 4 Knoten Fahrt nach Nordwesten. Es war Sonntag. Kaum ein Schiff auf See. Die meisten Freizeitboote waren in Klein Curacao. Das einzige Hindernis im Umkreis von vielen Meilen war eine nicht verzeichnete Boje. Natürlich musste mich der Wind genau zu ihr führen. Glücklicherweise sah ich sie rechtzeitig und konnte ausweichen.
Nach halber Strecke war es mit dem Segeln vorbei. Bei völliger Windstille legte ich die letzten Meilen mit dem Motor zurück. Immer wieder gab es über Funk eine undeutliche Security-Meldung. Erst nach dem Ankern konnte ich sie gut verstehen: Die Freizeitschiffart wurde aufgefordert, ihre Häfen anzulaufen, nicht mit dem Dinghi herauszufahren und nicht zu baden. Kurze Zeit später krachten auch schon die ersten Blitze. Glücklicherweise nicht direkt über der Bucht und glücklicherweise auch ohne starke Böen. Dennoch schwoite die Aurelia 270 Grad um den Anker und zeigte häufig mit dem Heck Richtung Ufer. Ich verstaute alle elektronischen Geräte in den dafür vorgesehenen Blechkisten, steckte das Notebook in den Ofen und verbrachte eine unruhige Nacht. Immer wieder kontrollierte ich, ob sich das Schiff Richtung Ufer bewegte. Der Morgen entschädigte mich mit einem wunderschönen Regenbogen.
Captain Good Life
Nach dem Frühstück hatte sich das Wetter deutlich gebessert. Die Sonne zeichnete durch das glasklare Wasser psychedelische Muster auf den fünf Meter tiefen Grund. Gute Bedingungen, mit der Reinigung des Ruders zu beginnen.
Die ausgiebige Mittagspause nutzte ich für einen Besuch bei Captain Good Life. Stefan und ich lernten ihn bereits im Februar kennen. Er hat die Coronapause genutzt und seinen Steg erneuert. Auch die alten Paddelboote wurden getauscht. Er ist gut gerüstet für die nächste Urlaubssaison. Bleibt nur zu hoffen, dass sie in diesem Winter nicht wegen der Pandemie ausfällt.
Nach einem Bier und einer “Aufklärung” wie man sich mit Nikotin und anderen Sachen den Virus vom Leib hält 🙂 , ging es zurück zum Strand. Dort ließ ich nach über einem Jahr Pause meine Drohne fliegen. Einige Stunden werde ich wohl noch benötigen, bis gute Videos dabei herauskommen. Eine außer Sicht geratene Drohne sowie ein Beinahezusammenstoß mit meinem Mast sorgten für reichlich Adrenalin. Der Home-Button brachte sie schließlich zunächst auf 100m Höhe und anschließend zurück zu meiner Position. Zumindest drei akzeptable Bilder entstanden aus dieser Aktion:
Blue Room
Am Dienstag schnappte ich mir erneut das Dinghi und ruderte zum benachbarten Strand. Von dort aus gelangt man über einen kurzen Wanderweg zum Blue Room. Das ist eine kleine Höhle auf Meeresspiegelhöhe. In diese kann man hineinschwimmen, wenn man sich ein wenig duckt. Leider nicht an diesem Tag. Iota lies den Wind und damit auch die See mittlerweile aus dem Westen ankommen. Zusammen mit der Flut lag der Eingang nun komplett unter Wasser. Die Höhle wurde von den langen Wellen regelrecht unter Druck gesetzt, so dass die Luft zischend entwich. Unter Wasser war der Eingang auf Grund von Millionen kleiner Wasserbläschen nicht zu erkennen. Allein und ohne Guide wäre ein Hineintauchen viel zu gefährlich. So bleiben mir nur ein paar Eindrücke von außen.
Zurück auf dem Schiff wurde ich mit kitschig-schönen Impressionen des Sonnenuntergangs entschädigt.
Zurück in den Süden
Am nächsten Tag lichtete ich im Morgengrauen den Anker. Zumindest wollte ich das. Ein großer Stein lag auf dem ohnehin schon 25 kg schweren Anker und forderten der elektrischen Winsch jedes Watt ab. Erst nach erneutem Herablassen und einigen Metern Rückwärtsfahrt löste er sich. Der Wind wehte immer noch untypisch aus Südsüdwest. Kurz vor dem Spanisch Water drehte er nach Südost und zwang mich zu zwei zusätzlichen Wenden. So konnte ich bis vor den Eingang von Spanisch Water segeln. Einfach nur schön!