Die letzten Tage vor Corona
Nach Abschluss der 1. Etappe hatte ich noch einige Tage Zeit, mich in Curacao herumzutreiben. Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass es die letzten Tage vor Corona sein werden. Die Pandemie spielte noch keine Rolle. Also gab es keine Eile.
Curacao Marine
Als erstes begab ich mich zu Curacao Marine. Sie ist die größte Werft in Curacao. Die meisten Gewerke sind hier ansässig. Eine weitere Werft gibt es in Piscadera, aber ich glaube, dort wird es zu flach für die Aurelia. Meine bisherigen Kontakte zu Curacao Marine waren freundlich, zuversichtlich aber wenig konkret. Also stattete ich der Werft einen Besuch ab.
Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, wie es hier funktioniert. Gareth, der Yard-Manager ist im Prinzip nur zuständig für den Platz und Gewerke rund um den Rumpf, also hauptsächlich GFK- und Lack-Arbeiten. Alles andere sind selbstständige Gewerke. Mit ihnen muss man individuell Termine vereinbaren. Klingt kompliziert und das wäre es auch, wenn man die Arbeit nach fixen Terminen ausrichten würde. Also läuft hier alles sehr agil. Das einzige, was man vorab benötigt, ist ein Liegeplatz an dem kleinen Steg vor der Marina. Von hier aus ergibt sich alles weitere. Das erfordert aber vom Eigner des Schiffes viel Vertrauen in die kurzfristige Verfügbarkeit und eine faire Preisgestaltung. Ist das Schiff einmal an Land, hat man kaum noch Verhandlungsspielraum.
Wir vereinbarten mein Eintreffen am 16. März – eine Woche nach meinem Heimaturlaub. Auf dem Heimweg bestaunte ich noch den Trimaran mit einem feststehenden Segel und ließ mich in der nahe gelegenen Kantine von einem 100% europäischem Flair verblüffen. Dann ging vorbei an den typisch bunten Häusern zurück in das Zentrum von Willemstad.
Supermarkt
Zwei Mal pro Woche wird unsere Marina von einem Shuttle des Supermarkts Vreugdenhil angefahren. Da unsere Marina sehr abgelegen ist, nahm ich das Angebot gern an. Vreugdenhil steht offensichtlich dem Spar sehr nah. Es gibt sogar sächsische Leberwurst :-). Das Angebot ist für eine karibische Insel gigantisch. Die Preise sind teilweise sehr hoch, selbst für karibische Verhältnisse. Produkte kosten schnell mal das zwei- bis dreifache wie auf dem Festland. Grundnahrungsmittel sind vergleichbar preiswert. Außer Bier! Für eine 0,33-Liter-Büchse ist man erst ab 1,50 EUR dabei.
Santa Barbara Plantation
Das Santa Barbara Plantation, in der sich die Aurelia befindet, ist ein riesiges privates Areal mit zwei Marinas, Ferienwohnungen, einer 18-Loch-Golfanlage nebst angeschlossenem Luxus-Hotel sowie ein paar Bars und Restaurants. Genügend Platz, hier etwas Zeit zu verbringen. Die gut geschützte Lage der Seru-Boca-Marina macht sie gleichzeitig auch sehr abgelegen. Egal wohin man möchte, man muss mindestens 2 km Laufen. Mein Ziel war der Strand. Vorbei an einigen Greens, Dornigen Sträuchern, Kakteen, Eidechsen und scheuen Leguanen gelangt man zu einem wunderschönen Strand, mit Bäumen als Sonnenschirmen, einem Schwimmsteg als Abgrenzung zur Wasserstraße und einer coolen Strandbar Bocca 19. Auf dem Rückweg machte ich einen Abstecher entlang des “Meditation Trial”. An seinem Ende bekommt man einen traumhaften Ausblick auf Spanisch Water und meine Marina.
Zu Gast bei Francesc
Die Woche auf Curacao verging recht schnell. Nach einem weiteren Meditation-Trail mit Francesc, meinem spanischen Nachbarn, bereitete ich mich so langsam auf die Heimreise vor. Am letzten Abend lud mich Frances auf seine Badoc ein. Glücklicherweise spricht er sehr gut Deutsch. Bei einem selbst gefangenen Fisch erzählte er mir viele Geschichten aus seiner achtjährigen Weltreise und gab mir viele Tipps für die anstehende Reise durch den Pazifik. Das war ein schöner Abschied von Curacao.
Heimaturlaub
Am Morgen des 13.2. machte ich mich nach 5 Monaten Schiffsleben auf den Weg in die Heimat. Zuerst ging es mit dem Bus nach Willemstad. Hier konnte ich noch einmal das karibische Flair genießen. Dann ging es auf in die Heimat. Im Finger zum Flieger gab es die ersten Warnungen und Hinweise zur bevorstehenden Pandemie. Einen halben Tag später wurde ich vom Bahnhof abgeholt und und von meiner Familie begrüßt. Nach einer kurzen Schrecksekunde erkannten mich auch meine Kater wieder und wichen mir die nächsten 24 Stunden nicht von der Seite.
Die drei Wochen daheim vergingen wie im Flug und endeten mit einer Ersatzteilbestellung beim SVB. Kater Fritz hätte sich wohl gern mit dazugepackt, musste aber dann doch zu Hause bleiben.
Corona spielte in diesen Tagen noch eine sehr kleine aber zunehmende Rolle. Sicherheitshalber führ ich nicht mit dem Zug. Mein Schwager brachte zurück zum Flughafen Tegel. Nach einer letzten Currywurst in der EsS-Bahn ging es dann über Amsterdam zurück nach Curacao. Der erste Flieger war bereits nur noch zu einem Drittel gefüllt. 20 Stunden später war ich wieder bei meiner Aurelia.