Weihnachtstörn – Dominica
Nach den ersten Tagen auf Martinique verbrachten wir die Weihnachtsfeiertage auf Dominica und lernten die Insel etwas näher kennen.
25.12. Roseau
Erster Weihnachtsfeiertag. Wir machten uns heut morgen auf den Weg in die Stadt. Eines fällt sofort auf: Gemessen an der Infrastruktur hat Dominica einen deutlich geringeren Lebensstandard als Martinique. Die Insel mit nur 70.000 Einwohnern hat sich Ende der 70er für Unabhängig erklärt, gehört dennoch zum Commonwealth. Davon scheint sie aber nicht sonderlich zu profitieren. Mir ist sie von Anfang an sympatisch. Mag sein, dass es am Feiertag liegt, aber ich hatte im Gegensatz zu den Winward Islands in 2017 hier sofort das Gefühl, dass ich mich frei bewegen kann, ohne aller Naselang bedrängt zu werden. Nachdem wir unser Dinghy an dem nur teilweise beplankten Steg festgemacht hatten, spazierten wir Richtung Stadtzentrum.
Für mich verwirrend: Die Grundstücke am Ufer scheinen den Armen vorbehalten zu sein, während die reicheren Familien ihre Häuser weiter weg von der Küste errichten.
Roseau hat sich stark auf Kreuzfahrtschiffe ausgerichtet. Täglich legen hier ein bis zwei dieser Monster an. Viele Besucher werden mit Kleinbussen zu den Sehenswürdigkeiten transportiert. Zahlreiche kleine Geschäfte prägen das Stadtzentrum. Heute sind die meisten geschlossen.
Also wanderten wir entlang des Flusses, dessen Brücken durch den Wirbelsturms Maria von 2017 zerstört und nun neu errichtet wurden. Wie bei vielen anderen Infrastrukturprojekten wird die Insel derzeit massiv von den Chinesen unterstützt.
Ein streunender Hund begleitete uns eine Zeit lang, bis wir uns im Botanischen Garten unter einem Baum mit riesigen schweren Früchten eine Pause gönnten (Leberwurstbaum). Vorbei an einem Schulbus, der in den 70ern von einem Baum erschlagen wurde. Glücklicherweise war er zu diesem Zeitpunkt leer. Weiter ging es zum “Jack’s Walk”. Einem eher kurzen Wanderweg mit Regenwaldfeeling. Er endet an einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt. Vom Flüssigkeitsverlust “geplagt”, entdeckten wir auf dem Rückweg eine kleine Bar, die uns trotz des Feiertages mit kühlen Getränken versorgte.
Auf dem Rückweg fiel mir erneut ein Autowrack auf. Laut Revierführer Doyles hat sich die Insel einer nachhaltigen Wirtschaft und Naturschutz verschrieben. Sie hat mit Ihrem Regenwald und dem Potential für regenerative Energien auch gute Anlagen dafür. In Punkto Entsorgung gibt es aber noch starken Entwicklungsbedarf. Das betrifft nicht nur die Autowracks, sondern auch die Art der Müllentsorgung. So scheint es zumindest, wenn man abends seinem Geruchssinn vertraut.
26.12. Ausflug mit Octavius
Was für ein Tag! Allein für diesen hat sich die Reise gelohnt. Michael hatte bei unserem Bojenservice “Mr. Bean” eine Inselrundreise organisiert. Kurz nach dem Frühstück brachte uns letzerer mit seinem Boot zu seinem “Chef” Octavius von Sea Cat Tours, der uns mit seinem Minibus die Insel zeigte.
Das Wetter war wunderbar. Auch in den Bergen gab es keinen Regen. Für einen Regenwald nicht selbstverständlich. Unser erstes Ziel war der L’Etang-See (auch Freshwater Lake genannt). Der Weg dahin war gespickt mit vielen Stopps, an denen uns Octavius die verschiedensten Früchte entweder von einem Händler oder vom Wegesrand holte. Die Zitrusfrüchte sind hier so vielfältig, dass es einen fließenden Übergang zwischen Limette, Orange und Pampelmuse zu geben scheint. Leider findet man diese Vielfalt nicht in unseren von Normen und Standards geprägten Supermärkten. Schade eigentlich. Nicht nur für uns. Auch der Insel fehlen die Einnahmen aus den Plantagen, die seit der Unabhängigkeit und durch die Wirbelstürme der letzten Jahre eingebrochen sind. Sensationell finde das Fruchtfleisch einer Kakaofrucht. Sein intensiver Fruchtgeschmack, kombiniert mit der milden Säure, brachte meine verkümmerten Geschmacksknospen auf Hochtouren.
Angekommen am L’Etang setzte uns Ocavius am nördlichen Ufer des Sees ab, damit wir ihn auf einem einstündigen Wanderweg hälftig umrunden konnten. Regenwaldfeeling pur! Am Ziel empfing uns Ocavius mit ein paar rohrgezuckerten Passionsfrüchten.
Unser zweiter Stopp führte uns zur Titou Schlucht. Offensichtlich einem Hot-Spot der Kreuzfahrtschiffe. Mit Mühe fanden wir einen Parkplatz und machten uns in Badekleidung auf den Weg in die Schlucht. Diese ist an manchen Stellen gerade breit genug, um hintereinander hinein zu schwimmen. Kleine Ausbuchtungen bieten die Chance zum verschnaufen, bevor man zu dem am Ende befindlichen Wasserfall gelangt. In der zunehmenden Strömung viel es mir schwer, die GoPro über Wasser zu halten. Einige Aufnahmen lassen sich aber aus dem verwackelten Film ausschneiden. So kann man eventuell erahnen, wie beeindruckend das Licht aber auch die Kraft des Wasserfalls sind.
Als drittes Highlight besuchten wir die Trafalgar Falls. Die beiden Wasserfälle sind mit 40 m (“Vater”) und 20 m (“Mutter”) gar nicht so hoch, wirken jedoch zusammen mit dem Geröllbecken viel größer. Von der Aussichtsplattform machten sich Ocavius, Michael und ich auf den Weg zum einer “Badewanne” unterhalb des linken Wasserfalls. Ich war bei der Hitze und nach der Wanderung um den See ziemlich schnell außer Puste und wollte mehrmals aufgeben. Doch Octavius lies nicht locker und schrie mich nach oben. Was bin ich froh! Oben angekommen genossen wir das Bad in der Steinwanne. Sie birgt ein Geheimnis, dass ich hier nicht verraten werde. Wenn Ihr mal nach Dominica reist, dann lasst es Euch von Octavius zeigen. Es lohnt sich!
Nach dem Abstieg machten wir uns langsam auf den Rückweg. Zuvor gab es aber noch ein gemeinsames Essen mit einem zutraulichen Gekko und den einen oder anderen Früchte-Stopp. Am Ende nahmen wir nicht nur viele unvergessliche Eindrücke sondern auch einen Beutel voller Sternfrüchte und Orangen mit auf die Aurelia.
Morgen geht es weiter zu den Les Saints.