Wie geht’s weiter?
Seit etwas mehr als 40 Tage sitze ich nun mit der Aurelia in der Seru Boca Marina auf Curacao fest. Zeit zu entscheiden, wie es weitergehen soll.
Die Lage
Die ersten Wochen fühlten sich an wie ein einziger Moment des Staunens. Jeden Tag neue Regeln. Jeden Tag höhere Infektionszahlen. Mich interessiert dabei ja nicht nur Deutschland oder Curacao. Für die verschiedenen Optionen, die sich aus der Pandemie ergeben, galt es auch, Kolumbien, Panama, Französisch Polynesien, Neuseeland, Australien, Bermuda, Azoren, Kanaren, Großbritannien und Frankreich im Auge zu behalten, um eine halbwegs richtige Entscheidung zu treffen. Gut, dass es hier ein vernünftiges WLAN gibt.
Hinzu kommt, dass die professionellen Medien mit der Pandemie-Mathematik, medizinischen Grundkenntnissen und der Geschwindigkeit in Teilen überfordert sind. Es dauert zu lange, bis verwertbare, sachliche Informationen verfügbar sind. Regierungswebsites und Social Media sind dabei wesentlich schneller und informativer. Letztere allerdings auch nicht sehr zuverlässig. Man braucht ein gutes Gespür dafür, welche Informationen relevant und noch wichtiger – welche richtig sind.
Ich habe angefangen, die wichtigsten davon in einem anderen Blog StrandedSailors.Info zusammenzutragen. So stehen sie nicht nur mir, sondern auch anderen zur Verfügung. Wer mich unterstützen möchte, diesen zu erweitern, kann sich gern melden.
Fakt ist, viele kleine Inseln stehen recht gut da. Auf dem Festland ist das weltweite Wachstum der Infektionen immer noch intakt. Nur in einzelnen – meist wirtschaftlich stärkeren Ländern – scheint die erste Welle unter Kontrolle. In Deutschland ebenfalls. Ziehen hier alle nur noch ein kleine Weile mit, gibt es Mitte Mai nur noch vereinzelte Fälle, die man individuell verfolgen kann, ohne das ganze Land in Mitleidenschaft zu ziehen.
Die Optionen
Plan A – Weitersegeln
Theoretisch könnte ich dies mittlerweile wieder tun. Ich müsste Kolumbien und damit die Wartung meiner Rettungsinsel auslassen, aber ich könnte nach Panama segeln und mit etwas Geduld auch durch den Panama-Kanal fahren. Danach geht es aber nicht weiter, da die nächsten Inseln und Länder allesamt gesperrt sind. Die Covid19-Lage in Panama ist noch nicht stabil. Auch dort gibt es eine Ausgangssperre und ein Zurück ist nur schwer möglich.
Plan B – Nach Hause segeln
In der Karibik sind viele Segler liegengeblieben. Die meisten liegen im Hurrikan-Gürtel, sollten dort also spätestens Ende Juni verschwunden sein. Ich liege hier in Curacao, nah an der unteren Kante des Gürtels. Ein Auftreffen ist sehr unwahrscheinlich. Trotzdem ist es eine ernsthafte Option. Potentielle Mitsegler haben sich für eine Rückreise interessiert, Strecke und Notfall-Häfen sind geplant, das Wetter ist im Blick und ein Liegeplatz auf Rügen wäre verfügbar. Dies wäre dann allerdings auch das Ende der Weltumsegelung.
Plan C – Pause & Verlängerung
Plan C untergliedert sich selbst noch in weitere Optionen, die aber nicht heute, sondern erst in ein paar Monaten entschieden werden müssen. Stark verkürzt sieht er so aus: Das Boot bleibt bis zur nächsten Karibik-Saison in Curacao. Ich plane eine weitere Karibik-Saison mit Freunden und Bekannten über den Winter.
Im Frühjahr 2021 geht es dann entweder in den Pazifik oder endgültig nach Hause.
In der Zeit dazwischen kann ich nach Hause, etwas arbeiten und die erste Etappe im Blog vervollständigen und vielleicht auch endlich mal ein Video schneiden.
Nachteil dieses Plans: Er verursacht höhere Kosten und beinhaltet das Risiko, vorerst nicht mehr an mein Schiff zu kommen, sobald ich Curacao verlassen habe.
Die Entscheidung
Gegen den Willen der Inseln durch den Pazifik zu segeln fällt für mich aus. Plan A steht also nicht zur Debatte. Selbst wenn die Grenzen demnächst öffnen, bleibt für den Pazifik zu wenig Zeit, da im Spätherbst die Wirbelsturmsaison im Südpazifik beginnt.
Also Heimsegeln? Zur Aufgabe der Weltumsegelung bin ich heute noch nicht bereit. Es gibt gute Anzeichen in den Covid19-Zahlen, die meine Entscheidung stützen. Ein bisschen Wehmut ist allerdings dabei. Es wäre eine gute Möglichkeit, demnächst endlich mal wieder zu segeln.
Bleibt also nur Plan C. Ich gehe davon aus, dass es im November wieder eine Karibik-Saison geben wird. Erste Zeichen deuten darauf hin. Ich freue mich schon darauf, mit einigen von Euch die Winward-Islands zu besuchen. Wer Interesse daran hat, kann sich gern schon mal unverbindlich mir melden.
2 KOMMENTARE
Kommst du also zurück nach Deutschland, den Sommer über? Liebe Grüße!!
Hallo Julia, ja so sieht es wohl aus. Ein genauer Termin steht aber noch nicht fest.