Atlantiküberquerung Teil 3
Nach 14 Tagen und 23 Stunden fiel unser Anker in der Bucht von Sainte Anne. Geschafft. Wir drei haben zum ersten Mal den Atlantik per Schiff überquert. 2150 Seemeilen waren wir auf uns gestellt und haben alle Herausforderungen gemeistert. Zeit für einen ersten Drink.
Die Gläser waren noch nicht richtig leer, da gesellte sich ein weiterer Passagier zu uns. Ein Silberreiher. Michael taufte ihn “Blacky”. Er war völlig erschöpft und konnte nicht mehr fliegen. Sein Zustand sah eher so aus, als wäre er mit uns in Mindelo abgeflogen. Sebastian und Michael kümmerten sich um ihn, während ich mich noch mit dem Boot und seinem Logbuch beschäftigte. Nach diversen Fütterungsversuchen stellte sich heraus: Blacky steht auf Dosentunfisch.
Nachdem er die Hälfte der Dose verputzt hatte, machten wir uns mit dem Dinghy auf den Weg nach St. Anne, um endlich wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Die Bucht ist riesig. Wir haben nicht lange nach einem Ankerplatz zwischen den vorderen Schiffen gesucht, sondern einfach am Ende geparkt. Die Strecke bis zum Steg stellte aber kein Problem für den Elektromotor dar.
Sainte Anne
Sainte Anne ist nicht nur eine Bucht, sondern gleichzeitig eine Halbinsel und Gemeinde im Süden von Martinique. Mit etwa 4000 Einwohnern recht klein, aber nett. Michael und ich waren hier schon einmal vor 3 Jahren, als wir mit einem Katamaran die südlichen Winward Islands besuchten. Das Zentrum ist mir noch mit seiner Kirche und dem bunten Treiben auf dem Marktplatz in Erinnerung.
Heute ist es wesentlich ruhiger. Es sind nur noch wenige Menschen auf der Straße und wir haben Mühe, ein geöffnetes Restaurant zu finden. Letztendlich haben wir es geschafft und was soll ich sagen – Wir sind 2150 Seemeilen für einen Döner gereist :-). Auch wenn es uns schmeckte und wir uns über den Restaurantbesuch freuten, muss hier mal gesagt werden, dass unsere Kochkünste auf der Aurelia durchaus konkurrenzfähig waren.
Am nächsten Morgen begrüßte uns Blacky im Cockpit. Die Spur seiner Hinterlassenschaften ließ darauf schließen, dass er die Nacht auf dem Vorschiff verbrachte. Ein bisschen erholter sieht er schon aus. Wir gaben ihm die zweite Hälfte des Tunfischs und versuchten, ihn zum Fliegen zu animieren. Zunächst quittierte er es mit einem grimmigen Blick. Später machte er sich dann auf den Weg zum nächsten Schiff.
Da wir gestern Abend keinen Bäcker mehr fanden, gab es zum Frühstück Plinze ala Skipper. So sieht es aus, wenn er sie ohne Wärmeschutz serviert :-):
Nach dem Frühstück versuchte ich stundenlang vergeblich, einen Liegeplatz in der Marina von Le Marin zu organisieren. Wir nutzten die Zeit, dem Knacken in der Backskiste auf den Grund zu gehen. Ohne Seegang war es nun leichter hineinzukriechen. Es hatte sich tatsächlich trotz Sicherungsring eine Befestigungsschraube gelöst. Wir zogen auch alle weiteren Schrauben nach und brachten das Ruder wieder an.
Marina Du Marin
Gegen 12:00 Uhr machten wir uns ohne Liegeplatz-Zusage auf den Weg in die riesige Marina Du Marin. Sie verfügt über sage und schreibe 830 Liegeplätze und 100 Mooringbojen. Zusätzlich ankern hunderte Yachten vor ihren Toren. Viele davon warten auf einen Liegeplatz. Wir fuhren zunächst bis zur Tankstelle, wo ich ein letztes Mal nach einem Liegeplatz ersuchte. Negativ. Also wollten wir wenigstens Tanken und legten auf Grund des Windes mit der Steuerbordseite an. Das gefiel dem Tankwart nicht, wir sollten drehen. Dummerweise diskutierte ich nicht lang und legte ab. Der Wind schob mich um ein Haar auf die vor mir liegende wunderschöne, mindestens 70 Fuß lange Segelyacht. Dann verlor die Crew zunächst einen Fender und schließlich fiel auch noch der Bootshaken ins Wasser. Ein Dinghy kam uns zur Hilfe und sein Fahrer meinte amüsiert, wir sollten nicht schon morgens Rum trinken. Na ja, jedenfalls haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert.
Als wir mit der Backbordseite an der Tankstelle festgemacht hatten, trafen wir prompt die Crew der Westwind. Tank- und Wasserschlauch in der Hand blieb mir zunächst nur die Rolle der Spaßbremse. Ich musste die Crew zurückrufen, obwohl es sicherlich viel interessantes auszutauschen gibt. Mehr dazu findet Ihr (vielleicht demnächst) im Crew’s Log. So auch ein Bild der Aurelia, welches von der Westwind aus mitten auf dem Atlantik aufgenommen wurde.
Die Tankuhr zeigte lediglich 48 Litern Diesel an. Wir sind sehr sparsam über den Atlantik gekommen. Auch der Wassertank war nahezu voll. Der Watermaker hatte uns unterwegs ausreichend mit Süßwasser versorgt.
Michael ging mit dem Tankstopp von Bord, um Nicole vom Flughafen abzuholen. Morgen beginnt mit ihm und Nicole der Weihnachtstörn. Ich freue mich schon auf zwei erholsame Wochen auf Martinique und den nördlichen Inseln.
Sebastian und ich kehrten auf das Schiff zurück und ankerten ganz in der Nähe der Marina inmitten unzähliger Segelyachten. Wir verbrachten einen chilligen Abend in der Zanzibar. Am Morgen brachte ihn Michael zum Flughafen. Dann war das Abenteuer für Sebastian auch schon vorbei und es ging zurück in die Heimat. Schade, dass es nicht geklappt hat, etwas mehr Zeit in der Karibik zu verbringen.