Auf zur Isla del Coco
Einer der Gründe, vier Wochen in Costa Rica zu verbringen, war der lang gehegte Wunsch, einmal die Schatzinsel Isla del Coco zu besuchen. Nun haben wir die Gelegenheit dazu und können von dort aus direkt zu den Marquesas aufbrechen.
3.2. Sheila kommt
Bevor wir Richtung Französisch-Polynesien in See stechen können, muss zunächst einmal unsere Crew komplettiert werden. Lange Zeit war nicht klar, ob und wenn, dann wer außer Maya noch mit dabei sein wird. Zunächst sah es so aus, als hätten wir bereits zwei nette potentielle Mitseglerinnen in der Shelter Bay gefunden. Doch beide beschlossen, zunächst auf anderen Pfaden zu wandeln. Letztendlich war es dann doch Sheila, eine unserer Mitseglerkandidatinnen, die wir über das Internet gefunden hatten, nachdem Maya eine Anfrage in diversen sozialen Medien gestartet hatte.
Sie befand sich bereits auf einem anderen Boot auf dem Weg Richtung Costa Rica und hätte Anfang Februar eintreffen sollen. Das wäre gerade noch genügend Zeit, sich einmal persönlich kennenzulernen, was keine schlechte Idee ist, wenn man auf eine mehrmonatige gemeinsame Reise gehen möchte. Diverse Verzögerungen und Pannen auf dem anderen Schiff brachten unseren Plan ins Wanken. Letztendlich setzte Sheila alles auf eine Karte und sich selbst ins nächste Flugzeug nach Costa Rica. Am frühen Nachmittag kam sie mit einem „entwaffnenden“ Lächeln an, das alle Zweifel, etwas könnte nicht passen, im Winde zerstreute. Gut so, dafür war auch keine Zeit mehr. Ich zeigte ihr kurz das Schiff, dann verschwand sie auch schon mit Maya zum zweiten Proviant-Einkauf. Den ersten hatte Maya schon am Vormittag absolviert. Ich rätsle immer noch, wie sie allein die zwei Reisetaschen und 4 Einkaufsbeutel vom Supermarkt bis zur Marina transportieren konnte.
Ich kümmerte mich derweil um ein/zwei Ersatzteile und weiteren Diesel. Für die anstehenden 3800 Seemeilen waren mir die 40 Reserve-Liter doch ein wenig knapp. Schließlich müssen wir zunächst mitten in der Calm-Zone zunächst 300 Seemeilen zur Isla del Coco und dann noch einmal mindestens 400 Seemeilen, um die Galapagos-Inseln südlich zu passieren. Außerdem galt es noch, das morgige Ausklarieren vorzubereiten. Laut erster Info aus dem Marina-Büro brauchte ich zum Ausklarieren nur mit meinen Unterlagen zu Immigration und zum Zoll. Auf konkrete Nachfrage änderte sich das tröpfchenweise und entwickelte sich zu einer kleinen Komödie, die gar nicht zum sonst so hilfreichen, freundlichen und sympathischen Team der Marina passt:
Marina: „Sie müssen nur den kleinen Zettel ausfüllen und bei Immigration vorzeigen. Dort bekommen sie dann ein Schreiben, dass sie zum Zoll mitnehmen.“
Jörg: „OK und das ist alles?“.
„Ja“ … Pause … „Und diesen kleinen Zettel brauchen Sie noch. Mit dem gehen Sie zur Bank. Dort bekommen sie dann noch einen anderen Zettel, wenn Sie die Ausreisegebühren des Zolls bezahlt haben.“
„What??? Nochmal zur Bank? Da habe ich doch gestern schon 4 Stunden angestanden.“
„Ja, sorry“.
„Hm, na toll, aber das ist es dann – richtig?
„Ja, Sie müssen dann nur noch mit dem Zettel, den Ihnen der Zoll gibt, zum Port Captain. Der stellt Ihnen dann die Zarpe aus.“ („Zarpe“ ist hier in den mittel- und südamerikanischen Ländern die typische Bezeichnung für das offizielle Ausreisedokument).
„Also muss ich doch zu allen drei Stellen. Dann sollte ich früh starten.“
„Mittag reicht, die haben alle bis 15:00 Uhr geöffnet“.
Darauf antwortete ich lieber nicht und plante schon mal einen langen Ausklarierungstag ein. Denn die 4 anzulaufenden Stellen sind über mehrere Kilometer verteilt. Beim Hinausgehen ereilten mich dann noch die Worte
„Ach und die Kopien nicht vergessen“
„Welche Kopien denn nun noch?“ – Hieß es nicht, ich bräuchte nichts als meine Unterlagen und die Pässe?
„Ja, jeweils 4 x Pässe, Schiffsregistrierung und 4x den Antrag für die Zarpe.“
„Welcher Antrag?“
„Na diesen hier!“ Und ich bekam noch mal ein neues Dokument, das ich sofort ausfüllte, nachdem ich die entsprechenden Informationen auf der Aurelia zusammengesucht hatte. Mit dem ausgesprochen unsicheren Gefühl, nun alles beisammen zu haben, verließ ich das Office und war froh, als der Tag bei einem gemeinsam Marina-Restaurant-Besuch mit Crew und Terry zu Ende ging.
4.2. Ausklarieren
Der erste Morgen zu dritt begann mit einem gemeinsamen Frühstück und der Sicherheitseinweisung für Sheila. Einiges kannte sie bereits von anderen Booten. So kamen wir schnell voran. Dann brach sie gemeinsam mit Maya auf, um die frischen Vorräte wie Obst und Gemüse zu besorgen.
Gleichzeitig begann ich meine Ausklarierungstour. Die fünf Stunden bis zur Schließung der Büros sollten ausreichen, die Laufstrecke von ca. 10 km nebst Warte- und Bearbeitungszeiten zu bewältigen. Doch schon die Ankunft im Immigration-Office belehrte mich eines Besseren. Aus für mich nicht übersetzbaren Gründen, hatten sie heute geschlossen.
Also wieder 2 km zurück zur Marina und die Lage klären. Auch dieses Office hatte geschlossen. Eine weitere Mitarbeiterin half mir jedoch bei der Übersetzung und telefonierte ein wenig herum. Schließlich hieß es, Immigration öffnet um 1:30 Uhr.
Also erst mal zur Bank. Sind ja nur 4 km – eine Tour. Dort angekommen zeigte ich meinen kleinen Zettel und meinen Ausweis. Eine Servicemitarbeiterin übertrug alle Daten handschriftlich auf einen weiteren Zettel. Dieser wurde dann intern weitergereicht und ich durfte mich an einem anderen Schalter erneut anstellen. Dort an der Reihe, war der Zettel inzwischen auch schon da und wurde von Mitarbeiterin 2 sorgfältig in mindestens zwei Systemen in den Computer eingegeben. Natürlich nicht, ohne die Daten der Ausweise ein zweites Mal einzutippen und zu verifizieren. Zu meiner Überraschung konnte ich gleich am selben Schalter bezahlen. Natürlich auch die Gebühr für die Bezahlung der Gebühr. So what, Hauptsache fertig werden.
Mittlerweile war es 12:00 Uhr und ich nutzte die verbliebene Zeit, auf dem Rückweg ein nettes Soda (kleiner Imbiss) zu besuchen, welches wir bereits mit Terry und Maya besucht hatten. Dort gibt es ein gutes, reichaltiges Mittagessen für unschlagbare 3000 Colones – also umgerechnet etwa 4 EUR. Hier lief alles wie am Schnürchen, so dass ich schon 1:00 Uhr zurück zu Immigration gelangte.
Hier war tatsächlich bereits offen und ich konnte meine ganzen Kopien auskippen. Nach sorgfältigem Mischen, Stempeln und Entmischen bekam ich je 2 Exemplare sowie die gestempelten Ausweise zurück. Damit müsste ich nun eigentlich zum ebenfalls ca. 4 km entfernten Zoll. Dessen Mitarbeiter begaben sich jedoch ohnehin in Kürze in die Marina, so dass wir die Zollformalitäten dort erledigen konnten.
Blieb nur noch das 3 km entfernte Port Captain Office, in dem ich all meine restlichen Kopien und Laufzettel gegen die heiß ersehnte Zarpe eintauschen konnte. Ohne diese brauche ich in Französisch-Polynesien gar nicht erst ankommen. Stolz hielt ich kurz vor 15:00 Uhr das besagte Dokument in der Hand und begab mich zurück zur Marina, wo noch die Rechnungen für die in Anspruch genommen Agenten-Services und Liegegebühren zu bezahlen waren.
Dort stellte sich heraus, dass ein Teil davon bar in Dollar zu zahlen ist. Weichgekocht von all dem Prozedere war ich nicht mehr streitsüchtig genug, um das abzuwenden. Also noch einmal zur Bank. Diesmal mit dem Taxi, befahlen mir meine Beine. In der Bank gab es jedoch keine Dollar mehr, der zuständige Schalter hatte bereits geschlossen. Auch der Automat rückte keine heraus. Erst der 5. Geldautomat, den der Taxifahrer nach Rückfrage in der Zentrale ausfindig gemacht hatte, lieferte Dollarscheine. Allerdings nur jeweils 100 pro Abbuchung. Ich benötigte jedoch 500. Selbstverständlich war nach dem 4. Abhebevorgang Schluss. Ich möge doch am nächsten Tag wiederkommen, empfahl mir der Automat.
Mit letzter Willenskraft regelte ich das Problem in der Marina und war gegen 17:00 Uhr zurück auf dem Boot. Maya und Sheila hatten derweil fast alle Vorräte sorgfältig auf dem Boot verstaut. Nach dem ich, wie auch schon vor der Atlantiküberquerung, noch den Platz für die allerletzten Packungen fand, waren wir ein weiteres Mal verblüfft, wie viel sich in den Stauräumen der Aurelia unterbringen lässt.
Bis zum Abend verblieben für jeden noch ein paar freie, persönliche Minuten. Ich glaube, wir alle nutzten sie für letzte Nachrichten an Freunde, Bekannte und Verwandte. Ich nutzte die Zeit außerdem für einen Abschied von der wieder einmal sehr sympathischen Marina-Crew.
Terry hatte uns auf ein frühes Abendessen auf sein Boot eingeladen. Dafür war ich ihm auf Grund all unserer Vorbereitungen sehr dankbar. Sie bescherte uns einen entspannten Ausklang des Tages. Für die wenigen Augenblicke auf seinem Schiff drehten sich die Gespräche mal nicht nur um Schiff, Proviant und Behördengänge.
5.2. Ablegen
In der Nacht gingen mir noch einmal alle möglichen Fehlerquellen durch den Kopf, die uns in den nächsten ca. 4.000 Seemeilen ereilen könnten. Viel Zeit für Schlaf blieb da nicht. Aber es kam mir nichts mehr in den Sinn, was wir noch hätten tun können, um möglichen Problemen zuvorzukommen. Also legten wir fast pünktlich um 7:30 Uhr mit Terrys Hilfe problemlos ab. Jedoch nur, um wenige 100 Meter später aufzustoppen.
Sheila und Maya sprangen in Wasser, um die fehleranfällige Logge zu reinigen, die unsere Bootsgeschwindigkeit durch das Wasser anzeigt. An und für sich kein wichtiger Parameter, da wir ja die tatsächliche Bootsgeschwindigkeit über GPS messen. Die Bordinstrumente vertrauen jedoch leider immer noch diesem fragilen Rädchen mehr als dem GPS, obwohl es häufig durch Algen- und anderen Bewuchs seinen Dienst einstellt. Allein wegen der Bootsgeschwindigkeit bräuchte ich diesen Sensor nicht. Das System verwendet den Sensor jedoch gemeinsam mit dem scheinbaren Wind zur Berechnung der Richtung und Geschwindigkeit des wahren Windes und des Stromes. Wichtige Informationen für die Wahl des Segel-Setups und die Kursplanung.
Ich öffnete derweil den Zugang zum Ruder. Ich wollte noch einmal schauen, ob nach der Reparatur in Curacao alle Schrauben noch fest und am rechten Platz sind. Dazu musste ich die frisch gewartete Rettungsinsel aus seinem Fach entfernen. Mit meinem ob der bevorstehenden 4000-Seemeilen-Reise mit Adrenalin gefüllten Körper hob ich die 30kg schwere Box einarmig heraus und stellte sie auf dem Cockpit ab. Erst Stunden später merkte ich, dass ich mir dabei wohl eine Zerrung zugezogen hatte. Diese sollte mich noch die nächsten 2 Wochen begleiten. Natürlich war das Ruder in Ordnung und alles durfte zurück an seinen Platz.
Nun ging es wirklich los. Einschließlich des Abstechers zur Isla del Coco, die nur von einigen wenigen Rangern bewohnt wird, werden wir erst viele Wochen und etwa 4000 Seemeilen später wieder auf die Zivilisation treffen.
Auf dem Weg aus der Bucht begegneten wir einem Schiff-Transporter. Ein Schiff-Schiff, sozusagen. Auf einem dieser möchte Terry seine Yacht wieder in die Heimat bringen. Der Weg nach Nordamerika ist zu dieser Zeit recht mühsam.
Eine gute Gelegenheit, das Radar einzuschalten und zu kalibrieren. Jedoch das Einzige, was ich sah, war roter Schnee. Das geht gut los. Alles einstellen half nichts. Auch die Kontrolle der Leitungen verlief ohne Befund. Bleibt nur noch ein Defekt im Inneren der Radarschüssel. Das ist sehr ärgerlich, zumal der spärliche Nutzen des Radars im Ernstfall zwar recht hilfreich sein kann, im Regelfall das Ding jedoch nichts anderes produziert als Schatten auf der Solaranlage.
Nach dem Verlassen der Bucht segelten wir unerwartet schnell in einen wunderschönen Sonnenuntergang, der mich das defekte Radar und die gezerrte Schulter für einige Zeit vergessen ließ.
6.2. Code Zero und Angeln
Der Morgen des 6.2. begann mit dem Setzen des Code Zero. Ich war sehr gespannt, wie sich der am Masttop angebrachte Block bewähren wird. Doch bereits nach wenigen Stunden zeigte sich das gleiche Bild. Der Mantel des Falls war durchgescheuert. Ich verlängerte nun die Zwischenleine zwischen Code 0 und Fall soweit, dass der Knoten, mit dem der Schekel befestigt ist, direkt am Block anliegt. Dies und etwas Fett am Seil waren meine letzte Hoffnung.
Inzwischen flaute der Wind noch mehr ab, so dass wir ohnehin erst einmal mit dem Motor weiterfuhren.
Zeit, die Angel auszuprobieren. Terry hatte uns zum Abschied eine einfache Leine mit einem ebenso einfachen Köder geschenkt. Gleich beim ersten Versuch, ihn zu Wasser zu lassen, biss in der 1. Sekunde ein Fisch an. Leider nicht fest genug. Also brachten wir die Leine aus und warteten … vergeblich. An diesem Tag biss nichts mehr an.
7.2. Badetag
Auch an diesem Tag war nicht allzu viel mit dem Wind anzustellen. Also motorten wir die meiste Zeit. Zur Mittagsstunde stellte ich ihn für eine Stunde aus. So konnten wir einen Badestopp mitten im Pazifik einlegen. Das Wasser war so unglaublich klar, dass die Sonnenstrahlen scheinbar bis ins Unendliche nach unten drangen, um sich dort zu vereinen. Nachdem sich jeder ausreichend abgekühlt hatte, ging es weiter.
8.2. Land in Sicht
Als in meiner Morgenschicht der Morgen dämmerte, war bereits Land am Horizont zu erkennen. Schnell wurde die Isla del Coco größer und wir wurden von Vögeln und Delfinen begrüßt
Stunde für Stunde wurden die Konturen der wunderschönen Insel immer klarer. Kein Wunder, dass sich um diese verlassene Insel so viele Geschichten ranken und vor ca. 100 Jahren die halbe Insel umgegraben wurde, um nach dem Gold der Piraten zu suchen.
Gegen 12:30 Uhr waren wir in der Chatham-Bucht angekommen, mogelten uns an drei vermeintlichen Fischerbojen vorbei und ankerten in 10 m Tiefe. Wenig später besuchte uns ein Schlauchboot mit Mitarbeitern der Insel. Sie informierten uns über ein paar Regeln für unseren Aufenthalt, Besichtigungsorte sowie mögliche weitere Ankerplätze. Außerdem erklärten sie uns, dass wir zu dicht an den Korallen ankern und doch lieber eine der Mooringbojen nutzen sollen, die wir für Fischerbojen gehalten hatten. Froh über einen sichereren Liegeplatz wechselte ich zur nächstgelegenen Mooringboje. Hier gab es zunächst eine Badepause. Die Ranger hatten uns gesagt, hier seien schon lange keine Hammerhaie mehr gesehen worden, für die die Insel so bekannt ist. Sichtlich enttäuscht von dieser Info sprang Sheila als erste ins Wasser und bekam wider aller Erwartungen sofort einen ausgewachsenen Hammerhai vor die Linse.
Später machten wir das Dinghi klar und statteten der Insel einen ersten kleinen Besuch ab, bei dem wir den Strand erkundeten. Begrüßt wurden wir von einem halbwilden Schwein, dessen Urururgroßvater wohl vor einigen Jahrhunderten ausgesetzt wurde, damit die vorbeikommenden Handelsschiffe frisches Fleisch für ihre weitere Reise bunkern konnten. An Land fiel uns vor allem eines auf: Es gibt so gut wie gar keinen Plastikmüll. Ist der Pazifik 300 sm vor Costa Rica tatsächlich so viel sauberer? In einem späteren Gespräch mit einem der Ranger stellte sich heraus, dass dem leider nicht so ist. Sie gehen allesamt regelmäßig die Strände ab und sammeln den Müll ein, der dann auf das Festland abtransportiert wird.
9.2. Wandertag
Bevor wir uns am nächsten Morgen an Land begaben, machten sich Maya und Sheila zunächst einmal über das Unterwasserschiff der Aurelia her. Beide können gut ohne Ausrüstung tauchen. Sheila sogar bis zu 25 Meter tief. Also bewaffneten sich beide mit einem Schaber und reinigten vor allem Kiel, Schiffsschraube und das Ruder.
Anschließend wanderten wir die 4 km bis zur übernächsten Bucht. Zunächst ging es steil bergauf und wir entdeckten ein leerstehendes Holzhaus, das eigentlich ein komfortabler Wohnsitz mit einem fantastischen Ausblick sein könnte. Leider war es verlassen und vorwiegend von Spinnen bewohnt.
Ich hatte auf Grund der Schulterzerrung immer noch starke Schmerzen. Die daraufhin eingenommene Schmerztablette zeigte nicht nur die gewünschte Wirkung sondern ließ auch zusammen mit den Seemannsbeinen die Insel ordentlich unter mir schwanken. Schnell enteilten mir die beiden Mädels. Daher sind sie hier auf den Bildern immer nur von hinten zu sehen.
Auf der anderen Seite des wunderschönen Dschungel-Wanderpfades wurde nach und nach die kleine Siedlung der Ranger sichtbar. Eine Frau unterbrach ihre Waschaktivitäten und begrüßte uns herzlich, erklärte uns kurz die einzelnen Gebäude, dann zogen wir mit einer frischen Banane in der Hand vorbei am Feuerwehrsgebäude und den Unterkünften zum zentralen Bürogebäude. Erschöpft ließen wir uns in einem Pavillion nieder, genossen das von Maya und Sheila vorbereitete Lunchpaket und surften soviel die lange Leitung zum Festland hergab.
Dann lernten wir weitere Mitarbeiter der Insel kennen. Sie zeigten uns ihren Garten und ihr Refugium für freie Minuten. Interessant war die Hängebrücke dorthin. Sie führte über einen kleinen Fluss und war ausschließlich aus ausgedienten Fischereimaterialen zusammengezimmert.
Schließlich verabredeten wir uns für den nächsten Tag zu einer Wasserfall-Besichtigungstour. Eigentlich ist der Weg dahin gesperrt, doch Dank des Charmes meiner Crew wurde eine Ausnahme gemacht.
Am Abend brachte uns ein Mitarbeiter mit dem Schnellboot zurück in unsere Bucht.
Dort war in der Zwischenzeit ein Tauchboot angekommen und informierte uns darüber, dass wir die Bojen eigentlich doch nicht benutzen dürfen, da sie von der Tauchgesellschaft errichtet wurden. Angeblich sollte unsere Boje am nächsten Morgen benötigt werden. Nach einigem hin und her wechselten wir zur kleinsten Mooringboje und verbrachten einen gemütlichen Abend auf der Aurelia.
10.2. Waferbucht und Wasserfall
Am frühen Morgen wurde ich durch einigen Funkverkehr geweckt. Um weiterem Ärger aus dem Weg zu gehen und nicht das Gefühl zu haben, verjagt zu werden, begaben wir uns freiwillig auf den Weg zur Waferbucht, von der aus wir ohnehin unsere Tour zum Wasserfall starten wollten. So ersparten wir uns auch den beschwerlichen Rückweg über die Berge. Das ist gut so, denn schließlich geht es morgen schon früh los. Wir müssen vor 8:00 Uhr die Insel verlassen. Dann geht es auf den 3600 Seemeilen langen Weg über den Pazifik.
Die Waferbucht ist sehr flach und es herrscht Niedrigwasser. So mussten wir unser Dinghy einen weiten Weg bis zu einer sicheren Boje tragen, damit wir es bis zu unserer Rückkehr nicht aufs Meer hinausgetragen wird. Kaum an Land, begann auch schon unsere Tour. Der Weg führte entlang eines Fallrohrs, an dessen unterem Ende eine Turbine angebracht ist, die einen Stromgenerator antreibt. Dieser versorgt die gesamte Anlage mit ausreichend Energie. Wie auch auf der Aurelia gibt es aber kleine Einschränkungen, die ein nachhaltiges Leben mit der Natur erfordern. Zumindest für die meisten Menschen sind es Einschränkungen. Ich verstehe es eher als eine Rücksichtnahme. So, wie wir auf der Aurelia nicht alle starken Stromverbraucher gleichzeitig benutzen können, müssen auch die Ranger darauf verzichten, mehrere Waschmaschinen und Trockner gleichzeitig in Betrieb zu nehmen. Auf dem Weg zum Wasserfall passierten wir auch eine Basalt-Wand, an der großflächig das Wasser herunterrieselte. Leider lässt sich dieses beeindruckende Schauspiel nicht auf einem Bildschirm wiedergeben.
Vorbei an riesigen Sträuchern, die mit den heimischen Blaubeeren verwandt sind und manchmal auch ähnliche, nur süßer schmeckende Früchte tragen, ging es weiter bergauf zum Wasserfall.
Dort angekommen, genossen wir ein ausgiebiges Bad im kühlen Bassin und fotografierten, was die Kameras hergaben.
Als wir später erschöpft auf dem Schiff unser wie immer sehr leckeres Dinner verspeißt hatten, machten wir es uns mit Popcorn auf der Saloncouch gemütlich und schauten uns einen passenden Piratenfilm an.
11.2. Abreise
Die Nacht verlief recht unruhig. Starker Schwell ließ nicht nur das Boot sondern auch die an Deck befindlichen Fender rollen. Irgendwann war der Ärger darüber größer als meine Müdigkeit und ich verstaute sie in der Ankerkiste. Gegen Morgen machten Maya und Sheila das Schiff startklar. Ich besuchte noch einmal die Internetecke der Insel, um einen frischen Wetterbericht abzuholen.
Zurück an Bord wurde noch schnell das Dinghy verstaut. Dann gab es einen letzten Funkspruch Richtung Ranger und wir befreiten uns von der Mooringboje. Wir segelten noch einige Meilen entlang der Insel und bewunderten die sich ins Meer ergießenden Wasserfälle.
Damit war ein weiterer Kindheitstraum von mir in Erfüllung gegangen. Nun kann es auf den 3.800 Seemeilen langen Weg zu den Marquesas gehen.
EIN KOMMENTAR
Einfach nur toll und große Klasse und ihr seid ein super Taem. Ich habe es schon mehrfach gelesen. Wir wünschen euch weiterhin alles alles Gute und bleibt gesund und munter und ohne den verdammten VIRUS. Inge & Klaus