Hiva Oa
Die vorletzte Station auf unserer Marquesas-Tour ist Hiva Oa. Mit etwas über 2000 Einwohnern ist sie die (vermeintlich) letzte Station mit komfortablen Einkaufsmöglichkeiten. Für Segler ist vor allem die kleine Werft mit einem vergleichsweise gut ausgestatteten Chandler und Stellplätzen für Schiffe interessant. Auch touristisch hat die Insel, die für ihre berühmten Einwohner Paul Gougon und Jacques Brel bekannt ist, viel zu bieten.
Parken in der Waschmaschine
Die Fahrt nach Hiva Oa verlief gegen den Wind dicht an der Küste Tahuatas entlang. Für die kurze Strecke setzten wir überwiegend den Motor ein. Die Anfahrt zur Hafenbucht erfolgt über die große Bucht Taao. Sie öffnet sich Richtung Westen und ist somit anfällig für hohen Seegang und steile Wellen. In ihr befindet sich eine weitere Bucht Namens Tahauka (Bucht der Verräter). Dort liegt der Hafen der Insel. An Tagen, an denen ein Transportschiff erwartet wird, unterliegt die Bucht vielen Anker-Restriktionen. Außerdem las ich im Vorfeld viele Berichte von schlecht haltenden Ankern, einer Unterwassermauer, starkem Schwell und der Notwendigkeit, einen Zweitanker auszubringen. Kurz – der Hafen ist kein schöner Ankerplatz. Wir hatten jedoch Glück. Es waren nicht allzu viele Schiffe im Hafen, keiner hatte einen Zweitanker ausgebracht und ein Versorgungsschiff war nicht angekündigt. Allerdings benötigten wir drei Anläufe, bis unser Anker hielt. Trotz des geringen Seegangs gab es recht hohe Wellen, die entlang des westlichen Ufers in die Bucht rollten und brachen. Nur wenige Bootslängen entfernt davon lag die Aurelia überraschend ruhig.
Erster Landgang
Ich hatte immer noch Kopfschmerzen und fühlte mich schlapp. Also brachte ich Sheila und Lisa an Land und gönnte mir eine Pause auf dem Schiff.
Später drehte ich eine kleine Runde im Hafen und kam mit den Crews der anderen Boote ins Gespräch. Dabei entdeckte ich einen beschädigten Katamaran. Sein Eigner wartet hier auf die Gelegenheit, es an Land zu reparieren. Er war kurz vor der Ankunft in den Marquesas mit hoher Geschwindigkeit auf einen Baumstamm gefahren. Der Bug des einen Rumpfes wurde dabei schwer beschädigt.
Der Eigner hatte sehr viel Glück, dass das dahinter gelegene Schott unversehrt blieb. Auch die Aurelia hat so eine wasserdichte Wand zwischen Ankerkasten und Vorschiffkabine, allerdings viel dichter am Bug. Ich hoffe sehr, mir bleibt so ein Erlebnis erspart. Man bekommt ja viel gelehrt über die Notwendigkeit, während der Wache nach Gegenständen im Wasser Ausschau zu halten. Die Realität ist aber, dass man nur einen Bruchteil von ihnen erkennt und wenn, dann oft erst, wenn sie sich schon neben dem Schiff befinden. Eigentlich müsste es für Schiffe eine Kamera geben, die ähnlich wie bei modernen Autos, gefährliche Gegenstände erkennt und den Rudergänger alarmiert. Es gibt bereits Infrarotkameras. Sie sind jedoch noch nicht sehr weit verbreitet und ihre Empfindlichkeit/Auflösung ist noch nicht so gut, dass sie Treibgut sicher erkennen.
Weiter ging es zur Schiffswerft. Ihre Stellplätze sind bis in die letzte Ecke belegt. Zu Beginn der Pandemie haben hier so einige ihr Schiff zurückgelassen und sind heimgeflogen. Wer dies jetzt tun möchte, muss sich in eine lange Warteliste eintragen. Schade, es hätte sonst eine Option für mich sein können, meine Reise in Französisch-Polynesien zu unterbrechen und fortzusetzen, wenn die Grenzen der nachfolgenden Inselgruppen wieder offen sind.
Zurück am Dock wartete ich auf die beiden Mädels und genoss dabei den außergewöhnlichen Sonnenuntergang. So etwas hatte ich das letzte Mal auf dem Weg nach Lanzarote gesehen. Die kompakten Wolken werden von der untergehenden roten Sonne von unten angestrahlt und leuchten in einem kontraststarken dunklen Rot.
Volles Programm
Am nächsten Morgen haben sich zu meinen Kopfschmerzen auch noch eine Magenverstimmung und Frösteln gesellt. Also brachte ich erneut nur Sheila und Lisa an Land und gönnte mir ein paar Stunden Pause. Die Beiden nutzten die Zeit für einen Ausritt auf dem Pferd.
Ich begnügte mich mit ein paar Wetterbeobachtungen. Die Berge der Marquesas sind in den Morgenstunden meist wolkenfrei und gut sichtbar. Sobald die Sonne höher steigt, erwärmt sich die Luft am Ufer und nimmt so mehr Feuchtigkeit auf, die sie beim Aufstieg am Hang der Berge nicht mehr halten kann. Sie kondensiert zu Nebel und Wolken. Dieses Schauspiel kann man fast jeden Morgen beobachten. Es dauert nur wenige Minuten, dann sind die Gipfel der Berge in Wolken gehüllt.
Später machte ich mich auf den Weg in die Siedlung, stockte Aurelias Bordapotheke wieder auf, die ich durch meine kleine Brandwunde ein wenig strapaziert hatte und traf das Reiterduo zum Mittagessen am Strand. Auf dem Weg dorthin machte ich einen kurzen Abstecher zum Museum für lokale Geschichte Hiva Oas. Es hatte bereits geschlossen, aber durch den Spalt der Eingangstür konnte ich noch ein kleinen Einblick erhaschen.
Nach dem Essen wurden Lisa und Sheila zu Ihrem Tiki-Schnitz-Event abgeholt. Ich nutzte die Zeit für einen Spaziergang durch die Stadt und machte letzte Besorgungen für unsere Überfahrt zu den Tuamotus.
So ging unser zweiter Tag auf Hiva Oa schnell vorüber. Morgen machen wir uns auf den Weg nach Fatu Hiva. Dies wird die letzte Insel sein, die wir auf den Marquesas besuchen. Danach segeln wir ca. 500 Meilen weit zum Tuamotu-Archipel. Es wird auch langsam Zeit. Wir haben bereits den 6. April. Ich möchte wenigstens 3 Wochen auf den Tuamotus verbringen aber auch spätestens Ende April in Tahiti sein, um rechtzeitig die 3. Etappe meiner Weltumsegelung vorzubereiten.