
Lombok
Nach unserer Überfahrt nach Indonesien verbrachten wir die achttägige Quarantänezeit in der Marina Del Ray von Gili Gede. Anschließend erkundeten wir gemeinsam mit zwei weiteren Seglern die Hauptinsel Lombok in zwei Ausflügen uns besuchten einen lokalen Markt in der Nähe der Marina.
Quarantäne in der Marina del Ray
In der Marina Del Ray in Lombok wurden wir zunächst von Aron begrüßt. Der empathische Mitarbeiter der Marina organisierte für uns recht schnell alles, was man nach einer so langen Segelreise am dringendsten benötigt. Dazu zählen frisches Obst und Gemüse, eine Daten-SIM-Karte, Diesel und halt auch das Quarantäneteam. Ohne jenes geht derzeit nichts. Am nächsten Tag besuchte es uns auf der Aurelia, nahm uns die Proben für den PCR-Test ab und untersuchten das Boot auf seinen sanitären Zustand hin. Dem sahen wir recht gelassen entgegen. Alles war soweit in Ordnung und unsere Lebensmittelbunker ohne unerwünschte Mitbewohner. Die Untersuchung begann recht gründlich und brachte auch einige abgelaufene Medikamente hervor. Dank des guten Zustands war das Team jedoch zusehens entspannter. Der freundliche Besuch war schnell erledigt und unsere Proben auf dem Weg ins Labor.

Nun begann die achttägige Quarantänezeit. Die Zeit bis zum Vorliegen des negativen Testergebnisses verbrachten wir ausschließlich auf der Aurelia. Das störte uns wenig. Wir wollten ohnehin zunächst einmal ausschlafen. Doch das war schwerer als gedacht. Mehrere Moscheen um uns herum ließen ihre Muezzins bereits ab 4:30 Uhr morgens singen. Zudem schien es auch noch eine Muezzin-Schule zu geben, in der Kinder ihre Beiträge regelmäßig in voller Lautstärke zum Besten gaben. Zusätzlich knatterten insbesondere morgens und abends zig Junkuns dicht an der Aurelia vorbei und brachten sie zum schaukeln. Einige Motoren hatten einen Schalldämpfer. Andere klangen mit ihrem offenen Einzylindern eher wie Militärhubschrauber. Ich machte das Beste daraus und nutzte die Morgenstunden für die Arbeiten am Blog.
Nach dem Erhalt des negativen Testergebnisses durften wir zumindest die Marina betreten. So konnten wir bereits in den Quarantänetagen den Wäscheservice, die Duschen und das Marina-Restaurant in Anspruch nehmen. Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass wir nun endlich auch die Crew der Ohana kennenlernen konnten. Sie hatte ich in Fidschi bereits mehrere Male – allerdings nur aus der Ferne – getroffen. Ihre Weiterreise zur Insel La Reunion verzögerte sich auf Grund einiger Reparaturen. Die 9-köpfige Crew besteht aus einer Familie mit 5 Kindern und zwei weiteren Begleitern. Ihre jüngste Tochter verblüffte mich mit ihren Sprach- und Geografie-Kenntnissen. Mit ihren 7/8 Jahren konnte sie sich mit mir wunderbar in Englisch über Sehenswürdigkeiten in Paris unterhalten, die sie gern einmal besuchen möchte. Das Homeschooling scheint – zumindest auf der Ohana – wunderbar zu funktionieren.

Auch mit Shirley konnte ich mich nun endlich einmal ausführlich austauschen. Ich hatte sie in Savu Savu nur kurz gesprochen. Es stellte sich heraus, dass sie ebenfalls Informatikerin ist bzw. war und bereits fast 20 Jahre mit ihrer Speedwell of Hongkong unterwegs ist.

So vergingen die Tage schneller als befürchtet. Nach einer Woche konnten wir direkt in der Marina einklarieren. Customs kam an Bord, Immigration in die Marina und Port Captain wurde per Curier erledigt. Nun können wir uns für die nächsten 60 Tage frei in Indonesien bewegen.
Ausflug nach Mataram
Als erstes machten wir uns gemeinsam mit Shirley und einem weiteren Segler Harry auf den Weg nach Mataram. Da sich die Marina auf einer kleinen Insel wenige hundert Meter von Lombok entfernt befindet und unser Dinghy zu klein für die 4-köpfige Truppe war, brachte uns ein Mitarbeiter mit dem Marina-Schlauchboot an Land. Von dort aus ging es mit einem Taxi-Fahrer weiter, den wir gleich für den ganzen Tag gebucht hatten.
In Mataram gibt es mehrere Einkaufszentren, wie man sie aus Europa kennt. Wir entschieden uns für das Epic-Center und kombinierten die Shopping-Tour mit einem Besuch in einer nahe gelegenen Tempelanlage. Hier treffen sich auch heute noch regelmäßig Vertreter aller Religionen. Das ist sicherlich eine der Grundlagen für gegenseitigen Respekt und ein friedliches Zusammenleben der Religionen auf dieser Insel.
Der Tag verging so schnell, dass wir nicht mehr rechtzeitig zur Marina zurückkehrten. Daher mussten wir uns von einem Fischer auf die andere Seite bringen lassen. Eine gute Gelegenheit, mal selbst in einem der Junkung Platz zu nehmen.
Wasserfälle
Zwei Tage später machten wir uns als Vierergruppe erneut auf den Weg nach Lombok. Diesmal ging es in die Natur. Während an der Küste Palmen und Mais dominierten veränderte sich die Landschaft auf dem Weg in die Berge allmählich. Die Berge drücken die feuchtwarme Luft aus dem Osten nach oben. Dadurch regnet es hier häufig. Daraus ergeben sich ideale Bedingungen für den Reis-Anbau.
Zwei Stunden später erreichten wir den Park Air Terjun Benang Kelambu. Mehrere Mitarbeiter des Parks freuten sich über die nahezu einzigen Besucher an diesem Tag. Andra, unser Park-Guide, führte uns nicht nur durch das Dickicht und erklärte uns viel über die hiesige Natur und Kultur. Er trug auch einen Müllsack mit sich und war permanent damit beschäftigt, den Plastikmüll einzusammeln. Dieser wird hier allerdings nicht von Touristen verteilt, die ja ohnehin nicht da sind, sondern von den Affen. Sie stibitzen ihn aus den umliegenden Müllhalden und verteilen ihn im Wald. Es gehört schon eine große Portion Umweltbewusstsein dazu, diese Sysiphus-Arbeit jeden Tag wieder aufs Neue aufzunehmen.
Unsere etwa dreistündige Wanderung führte uns vorbei an mehreren Wasserfällen, die wir hin und wieder auch als willkommene Abkühlung nutzen konnten.
Kooperative
Auf dem Rückweg baten wir unseren Chauffeur, an einem traditionellen Dorf anzuhalten. Ganz entgegen meiner Vorstellung landeten wir in einer Kooperative, die das traditionelle Landleben in einem künstlichen Dorf für Touristen nachstellt. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Doch noch bevor sich Enttäuschung in mir ausbreiten konnte, waren wir bereits in traditionelle Gewänder gehüllt und konnten uns vor den Mustern der typischen ländlichen Häuser ablichten lassen.
Besuch eines lokalen Marktes
Als unsere Frische-Vorräte so langsam zur Neige gingen, machten sich Jakob und ich auf den Weg zum nahegelegenen Ort. Zunächst ging es mit dem eigenen Dinghy nach Lombok und dann zu Fuß zu dem etwa 3 km entfernten Markt – eine gute Gelegenheit, in das landestypische Leben einzutauchen.
Drei Dinge waren für mich besonders auffällig.
1. Das Umweltbewusstsein ist völlig unterentwickelt. Es scheint keine Abfallentsorgung zu geben. Der Müll – überwiegend Plastik – wird einfach dorthin geworfen, wo schon etwas liegt. Völlig verrückt, dass wir unseren Müll aus Europa lange Zeit nach Indonesien exportiert und das dann auch noch in die Recyclingquote eingerechnet haben.
2. Das Tankstellennetz ist unheimlich dicht, aber völlig anders als in Europa. Aller 100 m gibt es einen kleinen Stand, an dem grünes Benzin in Wasserflaschen verkauft wird. Sie werden überwiegend von den vielen Motorrädern genutzt, die hier das Haupttransportmittel darstellen. Hin und wieder sieht man eine vierköpfige Familie auf einem kleinen Moped. Häufiger sitzt der weibliche Sozius mit den Beinen auf einer Seite und surft mit dem Handy im Internet. Helme sind eher die Seltenheit.
3. Die Geräuschkulisse ist unglaublich laut. Knatternde Motoren, voll aufgedrehte Muezzin-Lautsprecher übertönen einen unglaublich lauten Geräuschemix, in dem man sein Gegenüber nur schwer versteht.
Der Markt selbst überraschte uns mit seiner Vielfalt. Lebensmittel aller Art, Kleidung und sonstige Waren des täglichen Bedarfs konnte man hier zu sehr günstigen Preisen erstehen. Wer allerdings Dinge wie Käse, Wurst und Bier sucht, ist hier nicht am richtigen Ort.
Damit ging unsere kurze aber intensive Zeit auf der Hauptinsel zu Ende. Mein in der Heimat bestelltes Paket mit Ersatzteilen für die Aurelia wird noch einige Tage unterwegs sein. Wir wollen diese Zeit nutzen, um eine der Gilis und Bali zu besuchen.