Zwischenstopp auf Bawean
Am 27. Oktober 2021 waren alle Vorbereitungen für unsere Weiterreise abgeschlossen. Sie führte uns zunächst zur 370 Seemeilen entfernten Insel Bawean. Sie war ein willkommener Zwischenstopp.
Anfahrt
Die Fahrt nach Bawean begann recht angenehm. Wir konnten einige Meilen segeln, die Gewitter verharrten über Lombok und die Sonne bescherte uns nach der ersten Nacht einen wunderschönen Sonnenaufgang.
Ansonsten brachte die Fahrt wenig angenehme Erlebnisse. Zunächst meldete mein Handy Wasserprobleme im USB-Anschluss. Es ließ sich einfach nicht mehr aufladen. Die Salzluft wird dem angeblich wasserdichten High-End-Smartphone nach nur 15 Monaten Einsatz wohl ein baldiges Ende bescheren.
Der Wind blieb wie erwartet weitgehend aus. Vier von fünf Stunden konnten wir nur mit dem Motor vorwärts kommen. Hin und wieder begegneten uns Frachter und Tanker. Inzwischen bin ich froh, wenn ich auf ihren Spuren fahren kann. So ist die Wahrscheinlichkeit etwas geringer, auf eines der vielen teilweise unbeleuchteten Fischerboote oder Anlockbojen (FAD = Fish Attraction Devices) zu treffen. Sie fordern uns in unseren Nachtschichten einiges ab. An entspanntes Segeln im Intervallschlaf ist nicht zu denken. Man muss permanent Ausschau nach ihnen halten. Trotz aller Vorsicht streiften wir eines Morgens ein FADs. Glücklicherweise ohne Folgen für den Rumpf.
In meiner letzten Nachtschicht entdeckte ich direkt vor der Aurelia eine vermeintliche Insel. Auf der Karte war sie nicht eingezeichnet. Wie kann das sein? Mein müdes Gehirn brauchte lange, um eine Antwort zu finden. Nach etwa 15 bangen Minuten stellte sich heraus, dass ein Schlepper mit einem riesigen Floß voller Holzstämme dicht vor uns unseren Weg kreuzte. Natürlich ohne AIS und ohne Beleuchtung. Als wir am Morgen des 30. Oktober in der nördlichen Bucht von Bawean ankerten, sahen wir einen ähnlichen Schleppverband.
Inselrundgang
Bawean wird in Indonesien auch Fraueninsel genannt. Viele Männer der Insel arbeiten auf Hochseeschiffen und sind nur selten auf der Insel. Auf unserem Besuch auf der Insel fühlte sich das Verhältnis zwischen Frauen und Männern aber relativ normal an.
Eines fällt sofort auf: Die Menschen hier sind überaus freundlich. Fast jeder, den wir treffen, möchte sich mit uns unterhalten. Meistens ist das auf Grund der Sprachbarrieren nicht einfach. Dann werden einfach die wenigen bekannten Vokabeln ausgetauscht.
Die Kenntnisse über die deutsche Fußballbundesliga sind für mich immer wieder beeindruckend. Bawean ist nicht der erste Ort, an dem ich darauf angesprochen wurde. Hier wurde mir erneut erklärt, dass man Lewandowski eher den Weltspieler des Jahres gegönnt hätte. Ich kann dann nur mit meinen Schultern zucken und ernte Verwunderung, dass ich mich nicht mit Fußball auskenne.
Auf dem weiteren Weg waren ein paar Kids ganz aufgeregt, als sie uns trafen: “Selfie, Selfi, Selfi!” Nachdem jeder ein paar Fotos mit seinem Smartphone geschossen hatte, ging es weiter zum lokalen Markt. Wir hatten uns in Lombok recht gut für die gesamte Strecke bis Batam versorgt. So blieb es bei einem kurzen Besuch ohne weitere Einkäufe.
An einem der vielen Kioske erstand ich eine SIM-Karte von TelekomSel. Unser bisheriger Anbieter XL ist hier nicht erreichbar. Mit viel Unterstützung der Nachbarn gelang es uns, die Karte in dem Telefon der Kiosk-Betreiberin zu aktivieren. Leider funktioniert sie nicht mit ausländischen Geräten. Hierfür müsste man zum Zoll, um das Handy gegen die Entrichtung der hiesigen Mehrwertsteuer registrieren zu lassen. Dafür fehlteb uns Zeit und Gelegenheit.
Statt dessen fanden wir auf dem Rückweg ein Café mit Wifi. Hier verbrachte ich einige Stunden, um die Sozial-Media-Sucht zu stillen und den Wetterbericht zu aktualisieren.
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Wieder einmal Plastikmüll
Eine unschöne Sache darf nicht unerwähnt bleiben, auch wenn ich schon häufig darüber berichtet habe. Auf den indonesischen Inseln gibt keine funktionierende Müllentsorgung. Die Menschen wissen nicht, was sie mit dem Plastikmüll anfangen sollen. Statt dessen wird er einen Hang hinuntergekippt. Von hier aus verteilen dann die Affen das Plastik über die ganze Insel oder es wird vom nächsten Regen ins Meer gespült. Bei diesem Anblick kommt man schnell zur Überzeugung, dass Leute, die heute noch Plastikmüll nach Fernost exportieren, völlig den Verstand verloren haben müssen. Sie gehören meiner Ansicht nach weggesperrt. Ebenso brauchen wir eine nachweispflichtige Rücknahmepflicht für Plastikverpackungen. Anders ist das Problem wohl nicht in den Griff zu bekommen.
Tank-Abenteuer
Unsere wichtigste Aufgabe nach 60 Motorstunden war die Organisation von Diesel. Auf unserem ersten Rundgang bekamen wir erste Hinweise, wo er zu bekommen ist. Es sollte die abenteuerlichste Tankstelle werden, die ich auf meiner bisherigen Reise gesehen habe. Zunächst ging es mit dem Dinghy vorbei an zahlreichen Fischerbooten, die mit Landleinen am Ufer befestigt waren. Dann wurden wir zu einem aus Bambusrohren und Holzbrettern zusammengezimmerten Verschlag geführt.
Hier standen einige Dieselfässer, aus denen der Diesel mittels mundangesaugtem Überlaufschlauch zunächst in einen Eimer und von dort aus mit einem Messbecher in die Kanister wanderte. Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich beim SVB neben den Ersatzteilen auch einen Dieselfilter zum Tanken bestellt habe. Der Diesel war jedoch sauberer als erwartet. Nach der Befüllung des Tanks gab es weder Wasser noch Schlamm im Filter.
Treffen mit deutschen Seglern
Am nächsten Tag traf die Fernweh 3 ein, deren Crew wir bereits in Lombok kennengelernt hatten. Das deutsche Pärchen hatte das Boot auf Grund der Pandemie fast zwei Jahre allein lassen müssen. Ich war erstaunt, wie schnell sie nach so langer Pause wieder unterwegs waren. Gemeinsam verbrachten wir erneut ein paar Stunden auf der Insel und nutzten das Internet-Cafe.
Damit endet auch schon unsere Stippvisite auf Bawean. Nach nur 3 Nächten vor Anker geht es für uns am 1. November 2021 weiter. Die nächste Station ist Belitung.
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