Turbovisite in Bali
Nach unserem Besuch von Gili Aer machten wir uns auf den Weg nach Bali. Ein nationaler Feiertag und komplizierte Anmelderegelungen veranlassten uns, den Besuch ein wenig zu beschleunigen. An nur einem Tag besuchten wir die Reisfelder, einen Hindu-Tempel, den Affen-Wald, stockten den Proviant für die Aurelia auf und ließen unseren Mietwagen reparieren.
Anreise
Auf dem Weg nach Bali mussten wir zunächst die Straße von Lombok queren. Hier fahren stündlich geschätzte 4-5 Frachter vorbei. Wir fanden eine Lücke und mussten nur kurz die leere Nordspur als Geisterfahrer nutzen, um einen Tanker vorbeizulassen. Auf der Westseite begegneten wir einer Fähre, die laut AIS rückwärts fuhr. Die Pflege der AIS-Daten wird in Indonesien nicht sehr genau genommen. Viele professionelle Schiffe nutzen nur Class B. Schiffstyp und weitere Daten sind oft ungepflegt. Die teilweise falschen Richtungsanzeigen allerdings finde ich gefährlich.
Kurz darauf spürten wir die Strömung, die hier mehrmals täglich mit über 3 Knoten nach Süden setzt. Trotz eines TWA von nur 60° nutzten wir nur die Genau und erreichten 9 Knoten Fahrt über Grund. Die Fahrt durchs Wasser kann die Aurelia schon seit längerem nicht genau messen, da das Flügelrad im Rumpf defekt ist. Das notwendige Ersatzteil ist noch auf dem Weg und befindet sich immerhin schon beim Zoll in Jakarta. So lässt sich die Strömung nur aus der Erfahrung heraus schätzen. Sie muss bei mindestens 4 kn gelegen haben. Da sich die Marina von Bali sehr weit südlich befindet, wird die Rückfahrt voraussichtlich ein schwieriges Unterfangen.
Marina Serangan
Im Laufe der Zeit verbindet man das Wort „Marina“ mit gewissen Assoziationen. Man erwartet ein Gebäude, Toiletten, Waschgelegenheiten, ein Restaurant oder eine Bar und weitere Dinge, die man als Segler benötigt. Von diesen Vorstellungen muss man hier Abstand nehmen. Die natürliche Bucht bietet jedoch zahlreichen Schiffen einen Platz an den unzähligen Mooring-Bojen. Darunter gibt es einige sonst sehr selten zu sehende Holzsegelschiffe.
Serviceboote sind schnell zur Stelle, wenn man die falsche Boje nutzt oder an Land möchte. Doch damit erschöpfen sich aus meiner Sicht die Gemeinsamkeiten mit einer Marina. Es gibt zwar zwei Stege, der eine ist jedoch den Fähren vorbehalten. Der andere wird überwiegend von Fischerbooten genutzt. Mit Mühe findet man einen Platz für sein Dinghy und kann dann über die verbliebenen morschen Holzplanken ans Ufer hüpfen. Dort gibt es eine kleine Bar, auf der anderen Seite eine Bootswerft für Fischerboote. NyOman, der Eigentümer half uns dabei, uns auf der Insel zurechtzufinden.
Wir nutzten den Abend für einen kleinen Hafenrundgang und aßen in einem der kleinen Imbisse zu Abend.
Feiertag und Port Captain
Der nächste Tag begann ein wenig chaotisch. Zunächst gab uns NyOman zu verstehen, dass wir uns auch nach dem Einklarieren in Lombok beim Port Captain an-/abmelden müssen. Dann erfuhren wir auch noch, dass an diesem 18. Oktober in Bali einer der wenigen nationalen Feiertage ist, an dem ein Großteil der öffentlichen Einrichtungen geschlossen ist. Ich hatte gerade die Unterlagen von der Aurelia geholt, als mir auffiel, dass der ca. 2 km entfernte Port Captain dann ja auch geschlossen haben wird. Busse und Taxis fuhren an diesem Tag nicht. Also blieb uns nur ein langweiliger Tag in Marina-Nähe, gefolgt von einem Anmelde-Tag im Hafen. Erst danach hätten wir die Insel erkunden können. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
Bleibt nur noch die Alternative, ein Auto zu mieten und sich in den chaotischen Linksverkehr auf viel zu schmalen Straßen hineinzustürzen. Doch auch die Mietwagenfirmen hatten geschlossen oder waren wegen des Feiertages wie leergefegt. Daraufhin bot uns NyOman seinen fast nagelneuen Suzuki Minibus zu einem günstigen Preis an. Ich nahm dankend und staunend an. Ich würde es mir nicht getrauen, meinen Neuwagen einfach per Handschlag an einen Fremden zu verleihen.
Mittlerweile war es 10:00 Uhr. Wir machten uns unmittelbar auf den Weg.
Die Reisfelder in Tegallalang
Wie gut, dass wir bereits genau wussten, was wir uns anschauen wollten. Als erstes begaben wir uns zu den Reisfeldern. Sie sind etwa 45 km entfernt und liegen in den Bergen. Als wir dort ankamen, brauchte ich erst einmal eine längere Pause. Der ungewohnte Linksverkehr, die vollen Straßen, auf meiner Spur entgegenkommende Motorräder auf viel zu schmalen Straßen haben mich ganz schön geschafft.
Ursprünglich waren die Reisfelder keine touristische Attraktion. Doch der Anblick der in Berge eingearbeiteten Terrassen ist recht beeindruckend. So haben sich im Laufe der Zeit viele Restaurants und Tourismus-Geschäfte am Rande des Weges angesiedelt.
Nachdem wir uns satt gesehen hatten, flanierten wir entlang der Straße. Eine Verkäuferin schmückte das Vorfeld ihres Geschäftes mit einer Art Weihrauchbuquet, welches man an diesem Feiertag an jeder Ecke sieht. Vorbei an einigen Geschäften fanden wir schließlich ein passendes Restaurant, in dem es für indonesische Verhältnisse exotische Speisen gab. Ich habe den Burger sehr genossen :-).
Hindu-Tempel Pura Taman Saraswati
Beef-gestärkt ging es weiter zum Saraswati Tempel. Er liegt dicht neben unserem Rückweg und bietet eine ideale Gelegenheit für eine entspannte Mittagspause. Zu unserer Überraschung fanden wir zunächst anstelle des Tempels ein Starbucks-Café. Der unscheinbare Eingang zum Tempel befindet sich direkt dahinter. Der Wassertempel vermittelt den Eindruck, hier schon hunderte Jahre sein Dasein zu fristen. Tatsächlich wurde er erst vor ca. 70 Jahren erbaut. Nicht desto trotz bietet er mit seinen Lotusteichen einen schönen Anblick.
Monkey Forest
Die nächste Station war der Monkey Forest von Bali. Er war für uns das absolute Highlight des Tages. Die großen Parkplätze rund um den Wald waren nahezu leer. Wir haben den Park fast für uns allein. Der nur 300 x 100 m große Wald wirkt auf Grund der verwinkelten Wege deutlich größer. Der Eingang erinnerte mich mit seinen Wiesen, Rehen und Kühen ein bisschen an den Spreewald. Die unübersehbaren Regeln für den Besuch versprachen eine interessante Begegnung mit den Affen.
Im Inneren genossen wir ein angenehmes Klima, welches uns die hohen Bäume, Sträucher und Bäche zur Verfügung stellten. Der Wald wird von hunderten Java-Affen bewohnt. Wie immer, wenn man Zeit mit Affen verbringt, drängt sich einem die Frage auf, wer hier wen besichtigt. Jakubs Gürteltasche wurde inspiziert. Ich wurde zeitweise am Weitergehen gehindert. Ein weiterer Affe reagierte etwas erbost, als ich ihn in einer unpässlichen Situation filmen wollte. Ansonsten haben sich die Bewohner mit den Besuchern recht gut arrangiert, solange man die obigen Regeln beachtet.
Gern hätten wir hier den Rest des Tages verbracht. Doch er drohte bald zu Ende zu gehen. Also machten wir uns auf den Rückweg. Wir wollten noch an einem der größeren Supermärkte halten, um uns für die anstehenden 1500 Seemeilen in den Nordwesten von Indonesien zu versorgen.
Reifenpanne
Kurz nach dem Monkey Forest passierte dann das, was ich mit hoher Konzentration am Steuer unbedingt vermeiden wollte. Ein entgegenkommendes Fahrzeug kam mir so sehr auf meiner Spur entgegen, dass ich nach links auswich und dabei eine hier eher selten vorkommende Bordsteinkante erwischte. Wir verloren unmittelbar den Reifendruck am linken Vorderrat und retteten uns zum Parkplatz des nächsten Geschäfts. Einer der Verkäufer lie8 für uns alles stehen und liegen, schnappte sich sein Motorrad und fuhr mit mir die nahegelegenen Reifendienste ab. Diese haben hier offensichtlich reichlich Kundschaft. Bereits der zweite hatte auch am Feiertag geöffnet. Der Mechaniker tauschte das Rad am Supermarkt und reparierte es mit einem eingelegten Schlauch in seiner Werkstatt. Die Alu-Felge des Neuwagen hatte ebenfalls eine kleine Delle abbekommen.
All das passierte mit einem privaten, an uns Fremde vermieteten, mühsam zusammengesparten Neuwagen. Das ist das letzte, was ich wollte! Es ist lange her, dass mich dieses Gefühl überkam, die Zeit um ein paar Minuten zurückdrehen zu wollen. Wie immer hat es nicht funktioniert. Selbstverständlich habe ich dem Eigner vom Vorfall berichtet und bin für den Schaden und die daraus folgenden Unannehmlichkeiten aufgekommen.
Letzte Station Supermarkt
Kurz vor der Dämmerung erreichten wir einen Supermarkt. Die Ausstattung war für indonesische Verhältnisse sehr gut. Wir bekamen nicht nur alles, was wir suchten. Wir hatten sogar eine Verkäuferin an der Seite, die uns bei der Abarbeitung der Einkaufsliste half. Kurze Zeit später verstauten wir die Lebensmittelkisten in unserem Mietwagen und erreichten die Marina kurz nach Sonnenuntergang.
Ich war nach diesem ereignisreichen Tag mindestens so erschöpft wie nach der Einhand-Tour über den Pazifik. Dennoch war ich froh, dass wir das gesamte Programm an einem Tag erledigt hatten. Ein Großteil des nächsten Tages hätten wir allein mit der Hafenbürokratie verbracht.
Statt dessen segelten wir auf einer spannenden Route zurück zur Marina Del Ray, wo wir von einem Marina-Event mit russischen Models überrascht wurden. Mehr dazu im nächsten Eintrag des Logbuchs.