
Südseefeeling in Anaho
Gerade erst sind wir aus dem Garten Eden zurück, da geht es auch schon weiter in die nächste Bucht Anaho. Erneut warten einmalige Erlebnisse auf uns. Etwas Wehmut ist allerdings auch an Bord. Am Ende werden wir uns von Maya verabschieden.
Lisa kommt mit
Kurz vor unserer Abfahrt fiel zunächst die Entscheidung, dass wir Lisa für die Reise über die Tuaomtus nach Tahiti mitnehmen. Sie ist ein fröhlicher, aufgeweckter und vor allem kontaktfreudiger Mensch. Ihre Muttersprache ist Französisch. Dadurch wird es uns leicht fallen, auf den nächsten Inseln Kontakt zu knüpfen und uns zurecht zu finden. Außerdem spricht sie sehr gut spanisch, was es wiederum einfach macht, sich mit Sheila auszutauschen. Meine Spanisch-Kenntnisse passen eher auf eine A4-Seite. Also werden wir wohl auf Englisch als Bordsprache zurückgreifen müssen, obwohl es von keinem die Muttersprache ist.
Maya wird uns noch nach Anaho begleiten. Von dort aus geht es für sie einige Tage später übers Land zurück nach Taiohae, während wir uns auf den Weg nach Tahuata machen werden.
Den verbleibenden Tag nutzten wir für die Proviantierung mit frischem Obst und ein paar Online-Stunden. Wer weiß, wann wir wieder die Gelegenheit dazu haben werden. Schließlich gab es noch ein Crew-Tausch-Foto, dann hieß es, Abschied nehmen von Taiohae.
Segelspaß
Die 30 Seemeilen nach Anaho brachten uns eine Menge Segelspaß. Verteilt auf die gesamte Strecke mussten wir den Kurs um 180° ändern, um südlich aus Taioahe heraus und nach Anaho hinein zu segeln. Das bedeutet, wir werden in wenigen Stunden alle Kurse zum Wind erleben und trainieren können. Während ich mit Freude segelte, hatte Lisa noch so ihre Probleme, die richtige Position gegen Sonne, Hitze und Seegang zu finden.
Zunächst ging es hart am Wind nach Südsüdost. Auf Grund der Wellen und der Strömung musste ich mit einem Wendewinkel weit über 90° rechnen. Also fuhren wir möglichst weit hinaus. Nach der Wende ging es entlang der Luv-Küste von Nuku Hiva. Auf längeren Strecken würde ich so etwas unbedingt vermeiden, um der Gefahr einer Legerwall-Situation aus dem Weg zu gehen. Hier gab es keine andere Möglichkeit. Es sollte also besser nichts schief gehen, sonst müssen wir uns mit dem Motor von der Küste freihalten. Als wir ihr am nächsten kamen, konnten wir nach und nach auf einen Halbwindkurs gehen. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sich die vermeintlich raue See eines Kurses hoch am Wind in ein zahmes Wesen verwandelt, wenn man abfällt.
Als wir an dem nördlichen Kap vorbeigesegelt waren, ging es raumschots weiter. Nach einer Halse fuhren wir in die Bucht. Die Lee-Seite des Kaps bescherte uns eine ruhige See und einen abflauenden Wind. Wir bargen also die Segel und motorten die letzten Meter. Dort trafen wir auf Daniel und Susan, unsere Nachbarn von Taioahe, die ebenfalls mit einer Jeanneau Sun Odyssseay 409 namens „Kini Popo“ unterwegs waren.
Das Ankern bereitete mir etwas Unbehagen. Ich bin immer bestrebt, an einer Stelle mit ablandigem Wind zu ankern. So kann das Boot nicht an Land treiben, falls der Anker nicht hält. Hier geht es nicht anders. Doch dank meiner flinken Crew fanden wir schnell einen Platz, an dem der Anker gut hielt. Das Heck schaute nun Richtung Strand und ich habe das Gefühl, das Riff mit der Hand zu erreichen. Tatsächlich sind aber noch zwei/drei Bootslängen Platz.
Als ich in den Salon ging, entdeckte ich an einigen Wänden kleine Wasserfäden. Die Geschmacksprobe ließ keine Zweifel – es war Salzwasser. Das fand ich gar nicht lustig. Bei geschlossenen Luken sollte das nicht möglich sein. Gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach der Ursache, blieben aber erfolglos. Am Ende schloss ich mich vorerst Lisas Theorie an, dass wir beim Befestigen des Dinghy auf dem Salondach die Luken nicht korrekt geschlossen hatten. Dadurch könnte sich etwas Salzwasser über der Deckenverkleidung angesammelt haben, welches dann beim Ritt über die Wellen austrat.
Strandtag
Am folgenden Tag nutzte ich den ersten Landgang der Crew, um mich etwas mit den vor uns liegenden Inseln vertraut zu machen und ging erneut erfolglos auf die Suche nach der Salzwasserquelle.
Am Nachmittag ging es erneut an den Strand. Gemeinsam mit Sheila schnitten wir Blätter von einer Palme. Sie möchte daraus Hüte basteln. Als sich Daniel und Susanne zu uns gesellten, versuchten wir uns an weiteren Verwendungsmöglichkeiten.
Maya übte sich im Knacken von Kokosnüssen. Das klappte schon erstaunlich gut. Eine wichtige Fähigkeit, wenn man sich in den nächsten Tagen durch den Dschungel schlagen möchte.
So langsam näherte sich die Sonne dem Horizont. Wir saßen gemeinsam am Strand, tranken ein Bier und hörten polynesische Musik. Genau so stelle ich mir einen perfekten Abend in der Südsee vor.
Dankbar für diese Stunden genoss ich jeden Moment und dachte mir, es kann nicht schöner werden. Doch dann kam Lisa und zeigte uns das Ergebnis ihres polynesischen Tanzkurses. Ich hoffe, man kann als Leser zumindest ansatzweise die Stimmung erahnen.
Wandertag
Am nächsten Morgen machten wir uns frühzeitig auf den Weg nach Hatiheu, einem kleinen Ort am Ufer der benachbarten Bucht. Er führte uns über einen gar nicht so niedrigen Berg. So kamen wir trotz der frühen Stunde schnell ins Schwitzen. Über den Ort selbst gibt es nicht viel zu sagen. Aber die Bilder sprechen für sich: Wir hatten viel Spaß und Gelegenheit, die Landschaft zu genießen.
Abschied
Am Nachmittag wurde es Zeit, sich von Maya zu verabschieden. Nach genau 100 Tagen an Bord der Aurelia ist es für sie an der Zeit, neue Abenteuer zu suchen. Niemand außer mir war bisher so lange an Bord der Aurelia. Ich bin so froh, dass ich sie damals in Lanzarote zum Essen mitgenommen habe und wir die ganze Zeit über Kontakt hielten, bis ich sie in Kolumbien an Bord nehmen konnte. Sie verabschiedete sich mit einer bunten Seite voller Erinnerungen im Logbuch der Aurelia.
Abreise
Unmittelbar danach ging für uns die Zeit auf Nuku Hiva zu Ende. Wir starteten noch vor dem Sonnenuntergang Richtung Tahuata. Die etwa 100 Seemeilen sollten wir im Normalfall in weniger als 24 Stunden schaffen. Nach der schönen Zeit in Anaho taten sich zwei Drittel der Crew schwer mit ihrer Nachtwache. 🙂