
Nuku Hiva – Taiohae
Die ersten Tage auf den Marquesas verbrachten wir in der Bucht Taiohae auf Nuku Hiva. Die gleichnamige Stadt ist der einzige Ort, in dem wir einklarieren können. Sie ist außerdem die Hauptstadt von Nuku Hiva und das Verwaltungszentrum der ganzen Marquesas. Von hier aus haben wir unsere ersten Landausflüge unternommen und ein unglaublich schönes Land entdeckt .
Tiki Tuhiva
Am Tag nach unserer Ankunft ließen wir es langsam angehen. Nach ein paar weiteren Stunden im WLAN des nahegelegenen Burger-Restaurants spazierten wir zum ebenfalls nicht weit entfernten Tiki Tuhiva. Tikis gibt es überall im Pazifik. Ursprünglich waren es mal hölzerne und steinerne Figuren, die wörtlich übersetzt die ersten Menschen symbolisieren. Diese Skulptur hier ist aus Beton und wohl nicht ganz unumstritten in der Gemeinde. Das Plateau bietet uns aber eine willkommene Abwechslung und einen ersten Überblick über die Bucht Taiohae, die sich offensichtlich aus einem Krater gebildet hat.
La Cabane
Das Wetter war in den Tagen nach unserer Ankunft ausgezeichnet. Es gab kaum eine Wolke am Himmel. Normalerweise bilden sie sich tagsüber, wenn das durch die Sonne verdunstete Meerwasser an den kühleren Berghängen kondensiert. Die beste Sicht gibt es daher am frühen Morgen. Auch die Temperaturen sind noch angenehm niedrig.
Daher standen wir am Samstag weit vor dem Sonnenaufgang auf, um nun eine etwas größere Wanderung zum Aussichtspunkt La Cabane in Angriff zu nehmen. Auf dem Weg dorthin wurde sehr deutlich, wie trocken es dieses Jahr in den Marquesas ist. Es regnete bisher einfach nicht genug. Die Sträucher haben kaum noch Blätter. Ein weiteres Zeichen, dass wir uns immer noch in einem starken La-Nina-Jahr befinden..
Gegen Ende des Weges waren mir die beiden Mädels um einiges voraus. Sie waren gerade dabei, ihrer Freude mit einem Indianertanz Ausdruck zu verleihen. Das wollte ich natürlich auf Video festhalten. Das Ergebnis ist aber eher ein Beweis für meine verbesserungswürdige Fitness und brachte uns beim späteren Bilder- und Videotausch noch einmal viel Spaß.
Der Anblick war atemberaubend. Es dauerte einige Zeit, bis wir uns satt gesehen und ausreichend – teils recht lustige – Bilder geschossen hatten.
Auf dem Rückweg machten Sheila und Maya noch einen Abstecher zum Strand, während ich zum Yachtservice zurückging, um das Auftanken und einige andere Dinge zu klären.
Am Abend erklärte mir Maya, dass sie überlegt, das Schiff hier in Nuku Hiva zu verlassen und länger auf der Insel zu bleiben. Sie ist nun schon fast 100 Tage mit mir unterwegs. Für einen Tramper ist das eine sehr lange Zeit. Es war eine sehr schöne Zeit. Ich verstehe aber auch gut, dass sie nun ihren eigenen Weg weitergehen möchte.
Stadt und Leute
Am Sonntag hatten wir nichts besonderes vor. Wir fuhren gemeinsam mit dem Dinghy an Land. Die Fischer putzten gerade ihren Fang vom Morgen. Die Reste wandern ins Meer und wurden bereits von einem Schwarm Haien erwartet. Von diesem Schauspiel hatte ich bereits vor Ankunft in Nuku Hiva gehört. Es mit den eigenen Augen zu sehen, ist dann noch einmal eine andere Hausnummer. Der Ort befindet sich unmittelbar neben unserem Dinghy. Ab diesem Zeitpunkt war ich beim Einsteigen etwas vorsichtiger.
An Land ging jeder seinen eigenen Weg. Maya hatte sicherlich viel nachzudenken. Sheila hatte die gleiche Idee wie ich. So schlenderten wir gemeinsam Richtung Innenstadt. Dabei entdeckten wir nicht nur 3 gut ausgestattete Lebensmittelläden sondern auch eine bemerkenswerte Kirche. Doch der Reihe nach. Zunächst sahen wir bereits von weitem eine größere Menschengruppe tanzen. Als wir ankamen, schien das Schauspiel zu Ende. Glücklicherweise war es nur eine Pause. So konnten wir zuschauen, wie die Jugend der gesamten Gemeinde für einen Tanzwettbewerb übte. Sie baten uns, unsere Videos nicht zu veröffentlichen. Das werde ich also auch nicht tun und beschränke mich auf ein Bild.
Da denkt man sich bei der Ankunft, so einen bewegenden Moment erlebt man nie wieder und schon kommt der nächste. Unglaublich schön, den besonderen sozialen Zusammenhalt auf dieser Insel zu erleben. Auf dem weitern Weg konnte ich mir das erste Mal in meinem Leben so ein Waka aus der Nähe anschauen.
Sie werden längst nicht mehr aus Holz gebaut. Wer denkt, hier in Polynesien ist man technologisch weit zurück, liegt falsch. Na ja, zumindest teilweise. Es gibt wesentlich mehr Infrastruktur und Technologie, als ich erwartet hätte. Es gibt aber auch das extrem einfache Leben, weil man hier eben nicht mehr braucht. Dazu später mehr.
Auf dem weiteren Weg besuchten wir Notre Dame. Die vermutlich größte Kirche der Marquesas ist gleichzeitig Sitz des hiesigen Bistums. Es gibt eine Menge Gründe, warum ich für die Institution Kirche nicht viel übrig habe. Dazu zählen Hexenverbrennungen, Zwangsmissionierungen, Kreuzzüge, die Inquisition, die fehlende Einbeziehung von Land, Flora und Fauna in ihre Religion sowie die intolerante Einstellung zur Sexualität und Geburtenkontrolle. Dennoch ist das Notre Dame der Marquesas für mich einen Besuch wert. Die Verschmelzung von europäischem Stil, tropischer Flora und polynesischer Kultur ist schon beeindruckend.
Schließlich ging es zurück zum Dock. Im Snack trafen wir Lisa. Sie kommt aus Frankreich, aus der Bretagne in der Nähe des Ortes, in dem ich die Aurelia gekauft und für die Weltumsegelung vorbereitet habe. Sie ist auf der Suche nach einem Boot, das die weiteren Inseln der Marquesas anläuft und dann in die Tuamotus segelt. Da das ziemlich genau auf unseren Plan mit Sheila zutrifft, gibt es mit ihr vielleicht einen fliegenden Wechsel mit Maya. Später gesellte sich auch noch Geertje zu uns. Ein weiterer Tramper aus Deutschland. Schnell waren wir uns einig, dass wir in wenigen Tagen gemeinsam die Hakatea-Bucht, bekannter als „Daniels Bay“, besuchen werden.

Vorbereitungen für die Marquesas-Tour
Die nächsten Tage nutzten wir hauptsächlich für all die profanen Dinge, über die man wenig schreibt. Dazu gehören Wäsche waschen, Deck, Salon, Kojen, Bad und Unterwasserschiff reinigen, kleine Reparaturen, Proviant-Inventur, Einkaufen, Tanken und so weiter.
Den Dieselverbrauch von Costa Rica bis hierher kalkulierte ich auf 190 Liter. Am Montag Morgen wollte ich mir die fehlenden sechs Kanister beim Yachtservice leihen und mich von ihm zur Tankstelle bringen lassen. Doch eine neu angekommene Crew verhagelte mir meinen Zeitplan. Er war ihr Agent und musste sich jetzt erst mal um sie kümmern. Verständlich, man kann die Ankunft nicht genau planen. Damit sie möglichst schnell an Land dürfen, hat das natürlich Priorität.
Ich wollte gerade mein freundlich-frustriertes Gesicht aufsetzen, als ich die Crew erkannte. Es war die Crew der Nudi. Zu ihr gehört auch Sanni. Wir kennen uns schon seit den Kanarischen Inseln. Damals nur per Internet. Später haben wir uns in Panama getroffen. Freut mich sehr, dass sie es so schnell geschafft haben. Bereits in Panama verbrachten wir einige schöne Wander-Stunden miteinander. Sowohl dort als auch hier haben wir jedoch kein einziges Bild von uns gemacht. Sehr schade! Aber wir nehmen das als Omen dafür, dass es wenigstens ein drittes Treffen geben wird.
Als Kevin, der Inhaber des Yachtservice, alles erledigt hatte, machten wir uns auf zur Tankstelle. Dort ignorierte ich meine Hochrechnung und tankte auch den letzten Kanister voll. Nach zwei Dinghytouren mit jeweils 5 Kanistern tankte ich die Aurelia bis zur Oberkante voll. Es verblieben tatsächlich noch 8 Liter. Meine Hochrechnung war zu 99% korrekt. Den Rest schenkte ich dem Nachbarboot. Mit den vollen Tanks komme ich nun locker bis Tahiti.
Wir hatten in den letzten Tagen viele Crews kennengelernt. Darunter auch ein Pärchen aus Köln und eines aus Kalifornien. Mit ihnen verbrachten wir die letzten Abende, mal auf ihren Booten, mal auf der Aurelia. Die Kalifornier hatten ebenfalls eine fast gleich alte Jeanneau 409. So gab es viele Themen, über die man sich austauschen konnte.
Beim Versuch, die Fiberglasseinlagen des Lazyback zu kleben, tropfte etwas Heißkleber auf mein Schienbein. Es tat zwar kurz weh, aber ich machte mir keine Gedanken darüber. Ich hatte ohnehin keine Hand frei, die heiße Masse zu entfernen. Wenig später zeigte sich eine Brandwunde, die zu groß war, um sie mit einem Pflaster zu bedecken. Sie wird mich in den nächsten Tagen daran hindern, zu schnorcheln. Das ist sehr ärgerlich, denn ausgerechnet jetzt zeigten sich die ersten Mantas direkt an unserem Boot.
Am 25. März war es Zeit zur Abreise. Zunächst kam die gesammelte Frauenpower an Bord. Nach einem Gruppenfoto ging es auf in die Nachbarbucht Hakatea. Sie ist eines der schönsten und interessantesten Orte, die ich je gesehen habe. Dabei wollte ich eigentlich ausgerechnet dort überhaupt nicht hin. Warum, erfahrt Ihr im nächsten Blog-Beitrag.
