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Wartungswoche

  • 12. Oktober 202024. Januar 2021
  • von jdo

Nach den ersten Tagen der Eingewöhnung, Proviantierung mit Langzeitlebensmitteln und der Erledigung der Formalitäten für die Beantragung der Aufenthaltsverlängerung begann am Dienstag die Wartungswoche auf der Aurelia.

Kühlschrank

Noch vor meiner Abreise war ich auf der Suche nach der Quelle, die immer wieder etwas Wasser in die Bilge beförderte. Fündig wurde ich unter dem Kühlschrank. Ein schlauer Techniker von Jeanneau hatte elektrische Leitungen an der isolierten Kühlmittelleitung befestigt und dabei die Kabelbinder zu eng angezogen. Dadurch entstanden mehrere Kältebrücken die reichlich Kondenswasser produzierten. Ein mitgebrachter zusätzlicher Isolierschlauch sollte Abhilfe schaffen. Der gewünschte flexible Schlauch war leider nicht im Sortiment. So musste ein klassische Heizungsrohrisolierung herhalten. Das Ergebnis ist dadurch nur bedingt erfolgreich. Es gibt immer noch etwas Kondensat, jedoch deutlich weniger und das dürfte auch der Effizienz des Kühlschranks zugutekommen, der bei 30°C Durchschnittstemperatur ganz ordentlich beschäftigt ist.

Cockpit-Tisch

Am Cockpit-Tisch gab es gleich drei Probleme: Er war verwittert, undicht und hatte einen Gelcoat-Schaden. Also hieß es zunächst einmal: Schrubben!

Nachdem die mittleren Holzelemente abgebaut waren, wurde klar, warum Wasser in das Innere des Tisches gelangen konnte. Jeanneau hatte die Verschraubungen für den Holzaufbau unverständlicherweise direkt in die Ablaufrinne platziert und nur halbherzig mit Gummimanschetten abgedichtet.

An sich wäre dies nicht so schlimm, denn auch am Boden des Inneren gibt es Öffnungen, aus denen das Wasser abläuft. Unter der Verschraubung befinden sich jedoch das Radar- und das WLAN-Modul. Bei jedem Regen und jeder Spray bekamen sie ihren Anteil ab. Zwar sind die Anschlüsse vor Spritzwasser geschützt, aber steter Tropfen höhlt den Stein, beziehungsweise führt irgendwann doch zum Kurzschluss.

Eine große Portion Dichtmittel sollte das Problem nun behoben haben.

Zu guter Letzt galt es es noch, den Gelcoatschaden zu beheben. Ein Reparaturset hatte ich mir noch vor der ersten Etappe zugelegt. Es besteht aus zwei Komponenten. Die Gelcoatmasse muss mit 2% Härter blasenfrei gemischt und aufgetragen werden. Mit meinem ersten Anlauf bin ich recht zufrieden.

Bei der Gelegenheit reparierte ich gleich noch zwei weitere Abplatzungen an der Badeplattform und der Backbord-Backskiste. Allerdings sind mir doch ein paar Luftblasen hineingeraten. Keine Ahnung, wie ich das beim nächsten Mal verhindern könnte.

Rost am Edelstahl

15 Monate nach der Installation des Solardachs hat sich der eine oder andere Flugrost, besonders an den 22 Fittingen der Solardachkonstruktion, festgesetzt. Diesen mit Putz- und Reinigungsmitteln zu Leibe zu rücken, war eine Tagesaufgabe.

Laufendes Gut

Rückholleine

Wie schon in einem früheren Beitrag erwähnt, habe ich mir aus der Heimat eine neue Rückholleine mitgebracht. Diese war schnell getauscht. Einfach die zwei Leinen aneinandergeklebt, die Kanten mit Panzertape verdeckt und durch Kanal und Ösen gezogen.

Genua-Schoten

Die neue Fall für das Hauptsegel und die Genua-Shoten hatte ich bereits im März auf die Aurelia gebracht. Auf Grund des Lockdowns habe ich sie jedoch noch nicht getauscht. Sie sollten nicht ungenutzt monatelang der Witterung und UV-Belastung ausgesetzt sein.

Bisher waren die Genua-Schoten direkt mit jeweils einem Palstek am Auge des Shothorns befestigt. Dieses Mal verwende ich einen Softschekel. Davon verspreche ich mir drei Dinge.

  1. Ein schnelleres Wechseln, falls die Sturmfock angeschlagen werden muss;
  2. Eine geringere Reibungsbelastung am Schothorn;
  3. Eine Wende fahren zu können, ohne den Spibaum aus- und einhängen zu müssen. Bisher verdrehte er sich dabei. Wenn ich ihn nun in die Schlaufe der Schot einhänge, sollte diese sich ausreichend drehen können. Das muss aber noch getestet werden.

Großfall

Beim Kauf des Schiffes war natürlich eine Großfall vorhanden. Sie reckte (dehnte) sich aber sehr, wenn sie unter Spannung stand. Beim Fieren (Nachlassen) der Fall gibt es unangenehme Effekte, bei denen man sich schnell mal die Finger verbrennen oder einklemmen konnte. Also ließ ich sie noch vor der ersten Etappe gegen eine reckarme Fall tauschen. Dabei vertraute ich mangels eigener Erfahrung auf die richtige Wahl durch die Werft in Locmiquelic. Leider verpassten sie mir eine hochpreisige Hochleistungsfall für für den Einsatz beim Regattasegeln. Diese wird unter Belastung sperrig wie ein Stahlseil und kann sicherlich extremen Belastungen widerstehen. Allerdings hat diese Härte auch einen Nachteil. Sie verschleißt schneller an den Mastdurchführungen und Rollen.

Nach den Erfahrungen mit der gerissenen Spi-Fall, die wir in den Kap Verden mühsam neu einziehen mussten, wollte ich hier kein Risiko eingehen. Also nahm ich die neue Fall, klebte sie mit Heißluft an die alte, vernähte sie zur Sicherheit mit Zwirn und klebte die Kontaktstelle ab. So war der Wechsel kein Problem.

Kette verzinken

Beim Anbringen der 10-Meter-Markierungen der Ankerkette fand ich ein rostiges Glied ohne Zink. Die Kette hatte mir Michael im Juli 2019 vom SVB mitgebracht. Ein kompletter Tausch ist bei der Distanz zu Bremen natürlich nicht möglich und auch nicht nötig. Etwas Flüssigzink, den mir der SVB zur Verfügung gestellt hatte, reichte aus: Kette raus, entknoten, entrosten und Zink auftragen. Das ging schneller als gedacht.

Gasleck

Den Gasherd hatte ich in der Vorbereitungsphase gegen einen selbst gebauten elektrischen getauscht. Zur Sicherheit nahm ich dennoch drei Campingaz-Kartuschen und einem Brennaufsatz mit, damit ich im Falle eines Stromausfalls auf hoher See zumindest noch Reis und Nudeln kochen kann.

Wie für den Bootsführerschein gelernt, bewahrte ich diese in dem für Gasflaschen vorgeschriebenen Ort auf. Er ist mit einem Abluftschlauch am Boden ausgestattet. So kann sich im Falle eines Lecks das schwere Propan/Butan-Gas nicht im Rumpf und in der Bilge sammeln.

Eine Kartusche war an der Pfalz durchgerostet, das Gas entwichen. Zusammen mit meinem defekten Schwimmschalter in der Bilge hätte das eine explosive Änderung meiner Segelpläne bedeuten können.

Die verbliebenen zwei Kartuschen versah ich nach dem Entrosten an den neuralgischen Stellen mit einem Zinkanstrich.

Luken pflegen

Die zehn Luken auf dem Schiff sollten stets dicht sein, da sonst Salzwasser eindringen und die Einrichtung auf Dauer beschädigen kann. Dazu müssen ihre Gummiabdichtungen hin und wieder gereinigt und mit einem Pflegemittel versehen werden. Andernfalls verkleben sie, es gibt kleine Risse im Gummi, Wasser und Unheil nehmen ihren Lauf. Auf der Aurelia wurde es höchste Zeit für die Gummipflege. Eigentlich hätte ich dies schon vor der Abreise tun sollen.

Schrauben sichern

Auf der ersten Etappe gab es einige Überraschungen auf Grund gelockerter Schrauben. Alle Fundstellen sind inzwischen mit Locktite gesichert. Um auf der nächsten Etappe früher auf solche Probleme aufmerksam zu werden, habe ich angefangen, die kritischen Verbindungen zu markieren. So kann ich hoffentlich früher und leichter erkennen, wo etwas in Bewegung gerät.

Lazy-Bag

Der Reißverschluss des Lazybag ist seit einiger Zeit defekt. Der Schieber befindet sich irgendwo auf dem Meeresgrund. Eine Reparatur ist zu kompliziert und teuer. Also muss eine andere Lösung her. Acht Bänder und Schnallen sollen nun für die nächsten Etappe Abhilfe schaffen:

Ausblick

Damit sind die meisten Wartungsarbeiten, die ich am Steg durchführen konnte, erledigt. Alles Weitere muss ich auf See (z.B. das Eichen des Autopiloten) bzw. an einem Ankerplatz (Segelkontrolle, Reffmarkierungen, UW-Kontrolle) durchführen. In einer Woche bekomme ich hoffentlich meine Aufenthaltsverlängerung. Dann kann ich auch einen Ankerplatz buchen und endlich wieder segeln.

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